Einige Zuschauer sehen den Vier still zu. Kein Trubel der Welt scheint den religiösen Künstlern etwas anzuhaben zu können. Eine Meditation, eine streng ritualisierte Aktion. Die Männer stammen aus dem Kloster Drepung Lukhil Khangtsen in Südindien. Sie machen auf Einladung der Stadt Station in Aalen. Das wunderschöne Mandala aus gefärbtem Sand ist endlich. Weil alles, was entsteht, zerstört werden muss.
Eine Art Altar ist aufgebaut, Glöckchen, eine Räucherschale und Tempelgeräte liegen an der Seite. Immer wieder greifen die Mönche zu mehreren sich verjüngenden langen Bronzetrichtern, zu einer Art Raspel oder zu einem spitzen Holzstäbchen, um mit ruhiger Hand allerfeinste farbige Symbole und Motive in den Sand zu ziehen. Schon die Zubereitung der Materialien ist ein Ritual. In wochenlanger Arbeit werden Steine zermahlen. Die Farben entstehen durch verschiedene Mineralien.
Diese Mandalas haben im tibetischen Buddhismus eine uralte Tradition. Sie sollen Hilfe sein auf dem Weg zur Erleuchtung. Mandalas werden immer als Palast dargestellt, dessen Tore in die vier Himmelsrichtungen weisen, im Zentrum die transzendente Gottheit. Das Mandala will dreidimensional verstanden werden. Und es symbolisiert auch die Vergänglichkeit allen Lebens und die Loslösung von der materiellen Welt. Deshalb wird das in höchster Konzentration entstandene Bild am kommenden Donnerstag um 16 Uhr in der Stadtbibliothek zerstört, dann dem Kocher übergeben. Bis dahin kann man den vier Mönchen noch zusehen bei ihrer Meditation, die etwas Vergängliches erschafft.
– Quelle : www.schwaebische.de