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Borobudur

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Lage und Umgebung

Der Borobudur wurde auf einem kleinen Hügel in dem Kedu-Becken gebaut, einem reichen fruchtbaren Tal, welches von Bergen umgeben ist. Im Süden und Südwesten von den Menoreh-Bergen, im Norden und Nordosten von den Vulkanen Merapi und Merbabu und im Nordwesten von den Vulkanen Sumbing und Sindoro. Der Tempel liegt ebenso an dem Zusammenfluss zweier Flüsse, dem Elo und dem Progo. Diese Flüsse stehen im Glauben, Symbole für die beiden Flüsse Ganges und Yamuna zu repräsentieren, welche das Indus-Tal in Indien versorgen.

Über den Namen Borobudur

Die Bedeutung des Namens ‚Borobudur‘ bleibt unklar. Der Name ist eine Verbindung aus den Worten ‚Bara‘ und ‚Budur‘. ‚Bara‘ stammt von dem Wort ‚Vihara‘ ab, was einen Komplex aus Tempeln, Mönchsklostern oder Schlafsälen kennzeichnet. ‚Budur‘ kommt aus dem Balinesischen ‚Beduhur‘, was so viel wie ‚darüber‘ bedeutet. Folglich bedeutet ‚Borobudur‘ ein Komplex von Tempeln, Mönchsklostern oder Schlafsälen, die auf einem Hügel liegen.

In der Tat wurden Überreste von Gebäuden im nordwestlichen Teil des Hofes gefunden, die möglicherweise ein Mönchskloster darstellen.

JG De Casparis hat eine Entdeckung basierend auf den Inschriften von Cri Kahuluan (842 A.D.) gemacht. Der Name ‚Borobudur‘ wird augenscheinlich von dem in der Inschrift erwähnten Namen hergeleitet. Leider ist der dort erwähnte Name nicht komplett erhalten. Der volle Name wird wohl ‚Bhumisambharabudhara‘ gelautet haben, was so viel wie ‚Die Mönche der Ansammlung von Tugenden auf den zehn Stufen des Bodhisattva‘ bedeutet. Ebenfalls gibt es ein Dorf in der Nähe des Borobudur mit Namen ‚Bumisegara‘, was diese These stützt.

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Das Datum der Erbauung

Bis heute ist die exakte Zeit der Erbauung des Borobudur im Dunklen geblieben, begründet durch das Fehlen von schriftlichen Beweisstücken. Experten schätzen ein angenähertes Fertigstellungsdatum anhand einer Inschrift auf der abgedeckten Basis des Borobudur-Tempels. Diese Sanskrit-Inschriften sind in der Schreibweise der Kawi verfasst. Nachdem diese Schriftzeichen mit anderen Inschriften aus Indonesien verglichen wurden, schätzen die Experten das Erstellungsdatum auf das Jahr 800.

Zentraljava wurde zu der Zeit von Königen der Sailendra-Dynastie regiert, die Anhänger des Mahayana-Buddhismus waren. Da der Borobudur ein Monument des Mahayana-Buddhismus ist, schlossen die Experten, dass er während der Regierungszeit dieser Könige erbaut wurde.

Der Borobudur in Vergessenheit

Über anderthalb Jahrhunderte war der Borobudur das geistliche Zentrum des Buddhismus in Java. Mit dem Fall des hinduistischen Königreiches Mataram im Jahr 919 und dem Wechsel der politischen und kulturellen Aktivitäten von Zentraljava nach Ostjava wurden göttliche Bauwerke, wie auch der Borobudur in Zentraljava vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben. Das Heiligtum war vulkanischen Eruptionen und anderen Einflüssen der Natur ausgesetzt. Die Vegetation zerstörte die zum Monument gehörenden Steine, speziell die höher gelegenen Teile brachen zusammen, während andere Teile beschädigt wurden. Die Leute verloren das Interesse am Borobudur und er geriet in Vergessenheit.

Wiederentdeckung und Wiederherstellung

Seit seiner Entdeckung durch Thomas Stamford Raffles hat der Borobudur einige Restaurierungen über sich ergehen lassen. Die Beschädigungen, an denen er über Jahrhunderte gelitten hatte, waren schwer. Beispielsweise hatte im Jahr 1548 ein großes Erdbeben die Insel Java erschüttert und eventuell auch schwere Schäden am Monument, vielleicht auch den endgültigen Zusammenbruch der oberen Stupas, verursacht.

Bei seiner ersten Erwähnung in der Neuzeit, im Jahre 1709, wurde er nur als Borobudur-Hügel bezeichnet. Das gesamte Monument war mit Erde und Vegetation bedeckt und schien lediglich ein Hügel zu sein.

Die eigentliche Wiederentdeckung begann 1814, nachdem Raffles, der damalige englische Gouverneur Javas, auf seiner Reise nach Semarang einen Report erhalten hatte, demzufolge in der Gegend von Bumisegoro ein großes Monument existierte, welches Borobudur genannt wurde. Raffles wies den holländischen Ingenieur H.C. Cornellius an, eine Studie über die Lage anzufertigen. Der Bericht ist der erste ausführliche Beleg für die Existenz und den Zustand des Borobudur. Die Zeichnung von Cornellius ist ein wichtiges Dokument über den Zustand vor dem Beginn der Freilegungen und Restaurierungen. Sonst passierte offenbar zu jener Zeit nichts weiter. Im Jahre 1835 übernahm ein Bürger von Kedu mit Namen Hortman die Initiative und säuberte die Tempelumgebung, so dass schließlich ein Teil des Schreines sichtbar wurde.

1885 wurde das öffentliche Interesse wieder geweckt, als J. W. Ijzerman, ein holländischer Armeeingenieur, die verborgenen Reliefs von Mahakarmawibangga am Fuße des Tempels fand. Einige von ihnen waren nur noch in Umrissen erhalten – nach anderer Meinung sind sie nie fertiggestellt worden, weil der Bauplan geändert wurde und der Fuß mit einer weiteren Stützmauer verschlossen wurde. Experten machten erste Vorschläge, den Schrein zu restaurieren. Einer der Vorschläge war, die Reliefs in einem speziellen Museum sicherzustellen. Das Interesse nahm jedoch ab und der Borobudur war wieder in Gefahr, vergessen zu werden.

1896 präsentierten die holländischen Kolonialbehörden das Monument dem thailändischen König Chulalongkorn. Er erhielt, wie das zu dieser Zeit durchaus üblich war, als Geschenk fünf Buddhastatuen, zwei Löwen, eine Makara (Wasserspeier), einige Ornamente des Einganges, Teile der Treppenaufgänge und eine ungewöhnliche, große Gopala-Statue, die vom Dagi-Hügel in der Nähe des Borobudur stammte.

Im Jahre 1900 riefen die holländischen Autoritäten ein Komitee zur Restaurierung des Borobudur ins Leben. Ein Mitglied des Komitees schlug vor, ein großes Zinkdach auf 400 Eisensäulen über dem Tempel zu erbauen, um ihn vor der natürlichen Witterung zu schützen. Dieser Vorschlag wurde zurückgewiesen.

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Der Aufbau des Borobudur

Die Form

Der Borobudur wurde als Hügel mit einer innerer Steinfüllung erbaut und hat die Form einer Stufenpyramide. Wenn die Menschen ihre religiösen Aufgaben erfüllen wollten, so geschah dies in der freien Luft auf dem Umgang des Monuments. Auf vier Seiten führen Fluchten von Stufen und Aufgängen zur Spitze der Stufenpyramide.

Von außen gesehen erinnert der Borobudur an einen gemauerten Hügel. Seine Struktur besteht aus sechs quadratischen Ebenen, drei kreisförmigen Terrassen und einer zentralen, die Spitze bildenden Stupa. Der Borobudur ist voller buddhistischer Symbole und stellt die Nachbildung des Universums dar.

Gemäß der buddhistischen Kosmogonie ist das Universum in drei Welten unterteilt: Ārūpyadhātu (Sanskrit; Pāli: Arūpaloka; Tib.: gzugs.med.pa’i khams), Rūpadhātu (Pāli: Rūpaloka; Tib: gzugs.kyi khams) und Kāmadhātu (Pāli: Kāmaloka; Tib: ‚dod.pa’i khams). Kamadhatu, die „unterste“ Welt, ist die Welt der Menschen, die „Sinnenwelt“. Rupadhatu ist die Übergangswelt, in der die Menschen von ihrer körperlichen Form und weltlichen Angelegenheiten erlöst werden, die „Feinkörperliche Welt“. Arupyadhatu schließlich, die Welt der Götter, ist die Welt der Perfektion und der Erleuchtung, die „Unkörperliche Welt“.

Die Architektur des Borobudur wurde in Übereinstimmung mit dieser Kosmologie gestaltet. Jeder Teil des Monuments ist einer anderen Welt gewidmet. Das Kamadhatu ist eine große rechteckige Wand außen am Fuß des Monuments. Über dieser Basis erhebt sich das Rupadhatu, das aus vier rechteckigen Terrassen mit Prozessionswegen besteht, die mit zahlreichen Statuen und 1300 szenischen und 1200 figurativen Reliefs dekoriert sind. Darüber erhebt sich das Arupadhatu, bestehend aus drei kreisförmigen Terrassen, in deren Zentrum sich eine große glockenförmige Kuppel erhebt. Gleich aus welcher Perspektive man das Bauwerk betrachtet – es ist immer schwierig, diese dreigliedrige Grundstruktur zu erkennen.

Das rechteckige Fundament ist verborgen, darauf erscheint die Stufenpyramide mit einer Kantenlänge von etwa 110 Meter. Der Tempel erinnert an einen massiven, runden Dom (Halle?) mit der sich emporstreckenden Stupa auf der Spitze. Das Monument erscheint wie eine ungeordnete Ansammlung aus endlosen Terrassen, Statuen und Nischen. Die Architektur des Tempels besticht dennoch durch unglaubliche Präzision und zeugt von immenser menschlicher Arbeit. 55.000 Kubikmeter Steine aus Andesit oder mehr als zwei Millionen Steinblöcke wurden vom Fluss Progo zur Baustätte geschafft. Die Felsen wurden zunächst am Fluss grob behauen, bevor sie von Elefanten und Pferden zum Monument gezogen wurden.

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Kamadhatu

Die Reliefs auf der Basisebene, dem Kamadhatu, wurden mit einer Extrawand abgedeckt, bevor sie komplett fertiggestellt wurden. Es gibt zwei Theorien für diese zusätzliche Wand:

1. Die gesamte Struktur begann zu rutschen und brauchte eine Stütze.

2. Möglicherweise wurden die dargestellten Szenen später als zu freizügig empfunden.

Für Theorie 1 sprechen zwei Argumente: die imponierende Dicke der verbreiterten Basis (zum bloßen Abdecken der Reliefs wäre keine fünf Meter starke Lage an Steinen nötig geworden) und die Tatsache, dass als Spätfolge der Restaurierung von 1911 ebenfalls die Stabilität der ganzen Anlage gefährdet war.

Während der japanischen Besatzungszeit wurden Teile der Wand entfernt, welche Reliefs aus dem Karmavibhanga enthielten, einer alten Sanskrit-Abhandlung über gute und schlechte Taten und ihre Konsequenzen. Diese Teile der Reliefs befinden sich an der südöstlichen Seite. Bei der großen Restaurierung 1973-1983 wurden alle Reliefs vorübergehend freigelegt und dokumentiert. Fotos der Reliefs sind im Archäologischen Museum des Komplexes ausgestellt.

Rupadhatu

Das Rupadhatu beginnt mit der ersten Terrasse. Wenn wir uns nach links den Korridor herunterwenden, sehen wir auf den 120 Hauptreliefs das Leben des Buddha dargestellt, wie es in der Lalitavistara, einer Schrift aus dem Sanskrit, überliefert ist. Auf derselben Galerie beginnt ein weiterer Zyklus, der auf der zweiten und dritten Galerie fortgesetzt wird und in 720 Reliefs die Erzählungen der 500 früheren Existenzen Buddhas illustriert. Die Reliefs der zweiten bis vierten Galerie zeigen dazu parallel die Suche Sudhanas nach Weisheit und Erleuchtung (Gandhavyuha).

Arupadhatu

Wenn wir das Monument emporsteigen, die Geschichten lesend und die Terrassen erklimmend, werden wir sechs Tore passieren. Vor der endgültigen, obersten Ebene, dem Arupadhatu, müssen wir durch Doppeltore zwischen der dritten und der vierten Terrassenebene gehen. Diese werden die doppelten Tore von Nirwikala genannt. Nachdem wir diese Tore passiert haben, verlässt unser Körper die materielle Gestalt, die des Rupadhatu, und geht in den körperlosen Geist über, das Arupadhatu. Das Nirwikala ist das letzte Tor, das zu der höchsten endgültigen Stufe des Buddhismus führt. Das besterhaltene Tor wurde an der Seite des Bauwerks gefunden. Sobald wir das Arupadhatu betreten, haben wir ein befreites und offenes Gefühl, anders als in den eingegrenzten, rechteckig verlaufenden Korridoren der Terrassen weiter unten. Vor uns liegen nun drei kreisförmige Terrassen.

Auf den Terrassen sind 72 mit Gittersteinen aufgebaute Stupas geometrisch angeordnet (kleine stupenförmige Bauten), die jeweils Statuen des Buddha Vajrasatwa beinhalten. Die Philosophie, die hinter diesen eingesperrten Buddhas steht, ist komplex und noch nicht vollständig erforscht. Vielleicht stellen die gitterförmigen Strukturen eine siebförmige Grenze dar, die die Welt der Gegenständlichkeit von der Welt der Gegenstandslosigkeit abgrenzt. Zu beachten ist, dass die Löcher auf den ersten beiden Terrassen rautenförmig sind, die der obersten Terrasse aber quadratisch.

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Buddha-Statuen

Im Rupadhatu befinden sich die Buddhastatuen in den Nischen der Balustraden auf den vier Terrassen. Auf der ersten Terrasse gibt es 104 Nischen, auf der zweiten ebenfalls 104, auf der dritten Terrasse 88, auf der vierten 72 und auf der fünften 64, so dass es sich ursprünglich um insgesamt 432 Statuen gehandelt hat.

Auf den drei oberen, kreisförmigen Terrassen, dem Arupadhatu, befinden sich Dhyani-Buddhas oder meditierende Buddhas in insgesamt 72 mit Gittersteinen aufgebauten, scheinbar perforierten Stupas, die in drei konzentrischen Kreisen auf je einer runden Terrasse angeordnet sind. Auf der ersten runden Terrasse befinden sich 32 Stupas, auf der zweiten 24 und auf der dritten 16 Statuen.

Es waren also ursprünglich auf dem gesamten Komplex insgesamt 504 Buddhastatuen vorhanden, davon sind heute etwa 300 verstümmelt − meist fehlt ihnen der Kopf − und 43 fehlen vollständig.

Auf den ersten Blick scheinen alle Buddha-Statuen gleich auszusehen, aber bei näherem Hinsehen unterscheiden sich die Statuen hauptsächlich durch die Haltung ihrer Hände (Mudra) voneinander. Die Statuen in den Nischen auf den ersten vier Balustraden zeigen verschiedene Mudras, auf jeder Seite des Monuments befinden sich Statuen mit der gleichen Handhaltung. Alle Statuen auf der fünften Balustrade jedoch haben alle die gleiche Handhaltung, ebenso wie die 72 Statuen auf den kreisförmigen Terrassen.

Pilgerweg

Am früheren Pilgerweg nach Borobudur stehen zwei weitere, kleine buddhistische Tempel: Der Tempel von Mendut (ca. 4 km vor Borobudur) und der Tempel von Pawon (ca. 2 km vor Borobudur). Der Tempel von Mendut, ebenfalls 1904 restauriert, stammt vermutlich aus dem 8. Jahrhundert und bewahrt im Innern eine ungewöhnliche Buddhastatue, die den Buddha Maitreya in sitzender Haltung (auf einem Thron) zeigt, flankiert von zwei ebenfalls sitzenden Bodhisattvas. Es ist die kunsthistorisch bedeutendste Buddhafigur Javas.

Bedeutung

Borobudur ist nicht nur ein einzigartiges religiöses Denkmal, sondern auch eine wichtige Quelle für Informationen zur javanischen Geschichte. Die dargestellten Personen, ihre Kleidung, Häuser, Wagen, Schiffe, Geräte, Instrumente, Tänze etc. zeigen das höfische und bäuerliche Leben im Java des 9. Jahrhundert, wie es sonst nirgends dokumentiert ist.
Das auf dem Gelände des Komplexes befindliche Archäologische Museum bewahrt zahlreiche bei der Restaurierung 1973-1983 ausgetauschte Originalsteine und -Buddhas auf. Außerdem wird ausführlich über die Restaurierungsmaßnahmen berichtet.

http://www.wikipedia.org

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