Seidenstraße
丝绸之路 Sichou zhi lu
Als Seidenstraße bezeichnet man ein Netz von Karawanenstraßen, dessen Hauptroute das Mittelmeer mit Ostasien verbindet.
Auf ihr gelangten nicht nur Kaufleute, Gelehrte und Armeen, sondern auch Ideen, Religionen und ganze Kulturen von Ost nach West und umgekehrt.
Die Bezeichnung geht auf den im 19. Jahrhundert lebenden deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen zurück, obwohl bereits die Byzantiner eine ähnliche Bezeichnung verwendeten.
Entstehung und Geschichte
Verbindungen zwischen innerasiatischen Gebieten wie auch zwischen China und Europa hat es seit ältester Zeit, mindestens seit Beginn der Bronzezeit gegeben. Sie basierten unter anderem auf dem Austausch von Kenntnissen der Metallgewinnung und -verarbeitung wie auch dem Austausch von Handelsgütern, ermöglichten diplomatische Kontakte und beförderten auch das Wissen über die jeweils andere Kultur. Diese Verbindungen bestanden aber keineswegs kontinuierlich, liefen meist über Mittelsmänner ab und waren immer wieder von längeren Zeiträumen unterbrochen, in denen Handel, Verkehr und Austausch von Informationen behindert wurden.
Eine entscheidende politische Voraussetzung für die vollständige Öffnung des östlichen Endes der Seidenstraße war die chinesische Expansion nach Westen. Unter dem Kaiser Wudi (141-87 v. Chr.) verdoppelte sich die Größe des Han-Reiches fast. Er reagierte auf Grenzbedrohungen mit der Eroberung der feindlichen Gebiete. Seine Armeen drangen weit nach Norden, Süden und Westen vor und unterwarfen zahlreiche angrenzende Staaten. Der Sieg über die Xiongnu brachte endgültig die Kontrolle über Zentralasien. Wudis Truppen nahmen Pamir und Ferghana in Besitz und so konnten die Handelswege zwischen China und dem Westen geöffnet werden. Der Handel entlang der Seidenstraße florierte und überschwemmte die Hauptstadt des Han-Reiches mit westlichen Reisenden und Luxusgütern.
Während der Ostteil nun relativ sicher war, drohte der Westen sich in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Lange Auseinandersetzungen der Römer mit den Parthern konnten erst durch das diplomatische Geschick des ersten römischen Kaisers Augustus beendet werden, und es gelang, für einige Zeit Frieden mit den Parthern zu schließen. Dieser Frieden machte auch das westliche Ende der Seidenstraße sicherer und führte zu einer Belebung des Handels mit Fernost. In der Spätantike wurde der offene Handel zwischen dem Ostrom/Byzanz und dem neupersischen Sassanidenreich durch die römisch-persischen Kriege teilweise stark behindert.
Eine weitere Blütezeit erlebte die Seidenstraße dann während der Tang-Dynastie, die die Perser als dominierende Macht über die Seidenstraße ablöste. Der zweite Tang-Kaiser Tang Taizong brachte große Teile Zentralasiens sowie das Tarimbecken unter seine Kontrolle. Das Byzantinische Reich konnte sich zeitweise, nachdem im 7. Jahrhundert große Teile der asiatischen Besitzungen infolge der arabischen Eroberungen verloren ging, den Zugang zur Seidenstraße sichern und blieb lange Zeit ein Hauptumschlagplatz für östliche Waren.
Nach der Tang-Zeit nahm der Handelsverkehr entlang der Seidenstraße ab. Zur Zeit der „fünf Dynastien“ konnte die innere Stabilität der Tang-Dynastie nicht gehalten werden und benachbarte Völker konnten erneut die Karawanen überfallen.
Einen entscheidenden Beitrag zu einer direkteren Vernetzung von Asien und Europa leistete die Mongolenherrschaft im 13. Jahrhundert. Die mongolischen Eroberungen leiteten eine Ära häufigen und ausgedehnten Kontakts ein. Sobald sie in ihren neuen Besitztümern Ordnung und Stabilität geschaffen hatten, ließen die Mongolen sich auf Kontakte mit Fremden ein. In ihrem universalen Machtanspruch waren sie gastfreundlich zu ausländischen Reisenden, auch wenn deren Herrscher sich nicht unterworfen hatten. In dieser Zeit kam es erneut zu einer starken Zunahme des Austausches von Waren und Menschen.
Letztlich war das Mongolenreich jedoch kurzlebig. Bereits 1262 begann der Verfall des riesigen Imperiums, auch wenn der östliche Teil unter der Herrschaft Kublai Khans länger stabil blieb. Der chinesische Nationalismus lebte wieder auf. 1368 wurde die Fremdherrschaft über China schließlich durch die Installation der Ming-Dynastie beendet, welche eine aggressive Außenpolitik gegen die Mongolenstämme vertrat. Trotz des mongolischen Friedens erreichte der Handel entlang der Seidenstraße nie wieder ein Volumen wie zur Zeit der Tang-Dynastie. Der nachhaltige Niedergang der Seidenstraße setzte bereits mit der Song-Dynastie ein und wurde vor allem durch den verstärkten chinesischen Seehandel, die Entstehung neuer Märkte in Südostasien und die hohen Zollforderungen der Araber begünstigt.
Auf dem Seeweg hingegen entfielen die Gefahren der langen Reise und die Abgaben an die Zwischenhändler. Die Seidenstraße verlor im Zuge der weltweiten Expansion der europäischen Seemächte in der Frühen Neuzeit endgültig an Bedeutung. Der Handel über die Seidenstraße wurde durch Schiffe ersetzt, wobei chinesische Händler mit ihren Dschunken bis nach Indien und Arabien fuhren. Die Europäer waren seit der Song-Zeit in ihrem China-Handel stark eingeschränkt. Während der Seeexpeditionen war daher eines ihrer Hauptziele, das sagenumwobene Cathai (China) auf dem Seeweg wiederzufinden. Erst 1514 erreichten die Portugiesen China und etablierten schnell einen lebhaften Handel, später besetzt durch Spanien. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts war das Reich der Mitte der Hauptprofiteur der europäischen Kolonien in der Neuen Welt. Ein großer Teil des dort gewonnenen Edelmetalls wurde nach China verbracht, um dort Waren für Europa einzukaufen. Mit der Zeit ersetzten Schiffe der Handelskompanien die Seidenstraße als Verbindung nach Ostasien, um von dort Luxusartikel und Kunstgegenstände für den europäischen Adel zu besorgen.
In jüngster Zeit hat die Seidenstraße wieder an Gewicht gewonnen. Der Bau von Straßen, der durch die Entdeckung großer Ölreserven begünstigt wurde, hat den Zugang zu den unwirtlichen Gegenden erleichtert und die Region wurde industrialisiert. Auch die Handelswege an sich wurden wieder eröffnet und sind nicht zuletzt für den Tourismus bedeutend. Der Ausbau des asiatischen Fernstreckennetzes wird in jüngster Zeit auch durch das Asiatisches Fernstraßen-Projekt von 32 asiatischen Staaten und den Vereinten Nationen (ESCAP) voran getrieben. Seit 2005 wurden bereits 26 Mrd. USD in Renovierung und Ausbau des Streckennetzes investiert.
Verlauf und Natur
Älteste Berichte über den Verlauf der Seidenstraße stammen aus der griechisch-römischen Antike. Den Verlauf der Nordroute, die nördlich des Tarimbeckens verlief, hat Herodot um 430 v. Chr. detailliert beschrieben, wobei er die Stationen der Route mit den Namen der dort ansässigen Völker bezeichnet. Nach seiner Beschreibung verlief die Nordroute von der Mündung des Don zunächst nach Norden, ehe sie dann nach Osten abbog zu dem Gebiet der Parther und von dort weiter über einen Karawanenpfad nördlich des Tianshan, der in der westlichen chinesischen Provinz Gansu endete. Eine ähnlich zusammenhängende Beschreibung der Südroute ist nicht erhalten. Versucht man sie zu rekonstruieren, dann beginnt diese Route in Mesopotamien. Sie verläuft über Ekbatana nach Kyreschata und erreicht dann den Fluss Silis. Danach sind die Angaben widersprüchlich. Ein dritter Weg bestand aus einer Kombination von See- und Landweg und setzte sich aus einer ägyptischen und mesopotamischen Route zusammen, die beide nach Bargyzaga, einem Hafen an der Mündung des Narmada in den Indischen Ozean führten. Alle drei Routen der Seidenstraße sind das Ergebnis einer sich über mehrere Jahrhunderte erstreckenden Entwicklung.
Dabei war die Seidenstraße alles andere als eine natürliche Route. Vom Mittelmeer bis nach China mehr oder weniger durch Wüste verlaufend, ist sie eine der unwirtlichsten Strecken der Erde, die durch versengtes, wasserloses Land läuft und eine Oase mit der nächsten verbindet. Hat man – von Westen kommend – die Taklamakan-Wüste erreicht, ist man umgeben von den höchsten Gebirgsketten der Erde. Nur ein paar eisige Pässe, die mit ihren tiefen Schluchten und 5000 zu überwindenden Höhenmetern zu den schwersten der Welt gehören, führen durch das Gebirge. Auch das Klima ist rau. Sandstürme sind häufig, im Sommer steigt die Temperatur auf über 40 °C an und im Winter sinkt sie oft unter -20 °C. Allein die immense Bedeutung der Strecke für transnationale Kommunikation zwischen Ost und West hielt diese Verbindung über die Jahrtausende aufrecht.
Außer durch Oasen wurde die Strecke auch durch militärische Stationen wie Haltepunkte zum Wechseln der Pferde unterbrochen, die den Durchgangsverkehr sicherten. Gerade durch die geographische Beschaffenheit bedingt, bildeten sich nur wenige feste Verkehrs- und Handelswege aus, die höchst verletzlich waren, und so konnten kriegerische Wirren in nur einem Abschnitt den gesamten Ost-West-Verkehr unterbrechen.
Nur wenige bereisten in der Geschichte der Seidenstraße die gesamte Strecke von etwa 6000 km. Der Handel lief immer über mehrere Zwischenstationen und jede Nation, die von der Strecke tangiert wurde, wollte ihren Profit als Zwischenhändler maximieren. Und so kam es durch die Konkurrenz untereinander immer wieder zu Konflikten, die in bewaffneten Auseinandersetzungen endeten. Allein unter der Mongolenherrschaft im 13. und 14. Jahrhundert war fast ganz Asien unter einem Herrscher vereint und dies führte zu einem sicheren und geschützten Handel.
Transkontinentaler Austausch durch die Seidenstraße
Auf der Seidenstraße wurden nicht nur Waren wie Gewürze, Seide, Glas und Porzellan transportiert; mit dem Handel verbreiteten sich auch Religion und Kultur. So gelangte der Buddhismus über die Seidenstraße bis nach China und Japan und wurde dort vorherrschende Religion. Auch das Christentum drang über die Seidenstraße vor bis zur damaligen Hauptstadt von China, wie eine Steintafel im heutigem Xi’an dokumentiert. Die Kenntnis von Papier und Schwarzpulver kam entlang der Seidenstraße in die arabischen Länder und gelangte von dort später nach Europa.
Handel
Seide war für den Westen wohl das außergewöhnlichste Handelsgut, das die Seidenstraße passierte. Schließlich gab dieser Stoff der Route auch ihren Namen. Dennoch verzerrt dieser Begriff die Wirklichkeit des Handels, denn es wurden natürlich viele andere Waren über diese Handelsstraßen ausgetauscht. Karawanen in Richtung China transportierten unter anderem Gold, Edelsteine und Glas. In die andere Richtung wurden vor allem Pelze, Keramik, Jade, Bronze, Lacke und Eisen getragen. Viele dieser Güter wurden unterwegs eingetauscht und wechselten so mehrmals den Besitzer bevor sie ihr endgültiges Ziel erreichten. Neben Seide waren vor allem Gewürze bis in die Neuzeit wichtige Handelswaren aus Südostasien. Sie wurden nicht nur als Würzmittel und Aromastoffe, sondern auch als Medikamente, Anästhetika, Aphrodisiaka, Parfum und für „Zaubertränke“ verwendet.
Nichtsdestoweniger war das begehrteste chinesische Produkt die Seide. Die Entwicklung der Seidenweberei lässt sich in China bis in das 2. Jahrtausend v. Chr. zurückführen. Die Herstellung großer Mengen für den Export, einhergehend mit der Ausbildung von Seidenmanufakturen, erfolgte erst mit dem Ende der „Zeit der Streitenden Reiche“ im 3. Jahrhundert v. Chr. Älteste Funde chinesischer Seide in Europa wurden im aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammenden keltischen Fürstengrab auf der Heuneburg (Kreis Sigmaringen) gemacht.[1] Zu dieser Zeit war Seide ein überaus seltener Stoff im Westen, sie gehörte wie Purpur und Glas zu den Luxusartikeln im Römischen Reich. Nur die Reichsten konnten sich bescheidene Mengen des kostbaren Stoffes leisten. In der Zeit der Pax Augusta, als auch das westliche Ende der Seidenstraße sicher war, verlangte die römische Oberschicht verstärkt nach östlicher Seide, Gewürzen und Juwelen.
Organisation des Handels
Ein großes Problem war die Sicherheit der Handelsstraßen. Von China bis Ägypten überfielen Piraten die Karawanen auf den engsten Passagen der Route, wo sie besonders leicht an ihre Beute gelangen konnten. Das Han-Reich stattete deshalb seine Karawanen mit speziellen Verteidigungsarmeen aus und weitete die Große Mauer entlang Teilen der Route aus.
Die Organisation des transkontinentalen Handels war höchst komplex und schwierig. Hunderttausende Tiere, eine große Anzahl von Viehtreibern und Tonnen von Handelsgütern mussten versammelt und bewegt werden. Dabei mussten Mensch und Tier auf der langen Reise unter schwierigen geographischen und klimatischen Bedingungen am Leben erhalten werden. Üblicherweise bereisten die Kaufleute aber nicht die gesamte Strecke, um ihre Waren zu verkaufen. Vielmehr lief der Handel über mehrere Zwischenhändler ab. Während das westliche Ende der Seidenstraße lange die Parther, später die Sassaniden, kontrollierten, waren es in Zentralasien vor allem Nomadenstämme, die den Warenaustausch dominierten. Eine große Bedeutung als Transportmittel kam dem zweihöckrigen (bzw. baktrischen) Kamel zu, das in Zentralasien beheimatet war. Es hat den Vorteil, dass es hitzeresistenter als einhöckrige Kamele ist und ein Winterfell besitzt, so dass es gut an die kontinentalklimatypischen, extremen Temperaturschwankungen in diesen Steppen- und Bergregionen mit großen Höhenunterschieden angepasst ist. Daher wurden diese Kamele seit Beginn der Handelsbeziehungen benutzt.
Kultur- und Techniktransfer
Der Transfer technischer Errungenschaften, kultureller Güter oder Ideologien geschah weniger absichtlich und langfristiger als der Austausch von Waren. Fernreisen aller Art, ob aus kommerziellen, politischen, diplomatischen oder missionarischen Gründen, stimulierten den kulturellen Austausch zwischen verschiedenen Gesellschaften. Lieder, Geschichten, religiöse Ideen, philosophische Ansichten und wissenschaftliches Wissen kursierten unter den Reisenden. Außerdem fand durch die Einführung neuer Nahrungsmittel auch ein agrikultureller Austausch statt. Bedeutende Techniken wie die Papierherstellung und der Buchdruck, chemische Prozesse wie die Destillation, sowie effizientere Pferdegeschirre und der Steigbügel wurden über Asien verbreitet.
Ausbreitung von Religionen über die Seidenstraße
Ein besonders langlebiges Gut, das über die Seidenstraße transportiert wurde, waren Religionen. So kam beispielsweise der Buddhismus über die nördliche Route von Indien nach China und Japan, am stärksten während der Nördlichen Wei-Dynastie im 4. und 5. Jahrhundert. Dem Christentum war eine Verbreitung östlich Kleinasiens – abgesehen von wenigen Ausnahmen – erst mit dem Beginn des Sassaniden-Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. möglich. Auch wenn es nie zur dominanten Religion in Zentral- und Ostasien wurde, nutzte man die Seidenstraße, um bis an die chinesische Grenze vorzustoßen. Zur Zeit des Mongolenreiches war das nestorianische Christentum, das auf den griechischen Theologen Nestorius zurückzuführen ist, eine kulturelle Waffe, mit der man rechnen musste.
Die Verbreitung des Christentums war aber eher bescheiden im Vergleich zu der des Islams, die die anderer Religionen bei weitem übertraf. Nach dem Tod Muhammads 632 n. Chr. begann sich der Islam schnell über die arabische Halbinsel zu verbreiten, und in den nächsten hundert Jahren eroberte er eine alte römische Provinz nach der anderen: Zuerst Syrien, dann Ägypten und ganz Nordafrika. Bald war auch der westliche Teil der Seidenstraße und damit der transasiatische Handel unter islamischer Kontrolle. Nach der Eroberung des Persischen Reiches setzte sich die Expansion in östlicher Richtung fort. Der Islam verbreitete sich zunächst in den städtischen Zentren entlang der Seidenstraße, später in den ländlichen Gegenden. Auch in Zentralasien, China, Bengalen und später in Indonesien entstanden Moslemgemeinden, allerdings ohne militärische Eroberung oder politische Absorption.
Auch die Religionen des Zoroastrismus und des Manichäismus − beides Lehren persischen Ursprungs − wurden über die Seidenstraße verbreitet.
Ausbreitung von Krankheiten
Genauso wie religiöse Vorstellungen oder kulturelle Güter, verbreiteten sich auch immer wieder Krankheiten und Infektionen entlang der Seidenstraße. Fernreisende halfen den Erregern, sich über ihr Ursprungsgebiet hinaus zu verbreiten und so Populationen anzugreifen, die weder ererbte noch erworbene Immunität gegen die Krankheiten, die sie auslösten, besaßen. So entstanden Epidemien, die zu dramatischen Konsequenzen führen konnten.
Das wohl bekannteste und folgenreichste Beispiel für die Verbreitung von Krankheiten entlang der Seidenstraße ist die Ausbreitung der Pest im 14. Jahrhundert: In den 1330er Jahren brach in China die Beulenpest aus. Die tödliche Seuche, die hauptsächlich Nagetiere befällt und über Flöhe auf den Menschen übertragen wird, ist hochansteckend. Lange Zeit trat die Beulenpest nur in der südchinesischen Provinz Yunnan auf. Im frühen 14. Jahrhundert verbreiteten Mongolenheere infizierte Flöhe von Yunnan aus über weite Teile Chinas. Von dort aus verbreitete sich die Beulenpest rasch entlang der Seidenstraße und erreichte über Handelsschiffe aus Kaffa auf der Halbinsel Krim 1348 auch Mitteleuropa. Vor allem der Transport von Pelzen begünstigte ihre schnelle Verbreitung.
Die Bedeutung der Seidenstraße heute
Heute hat die Seidenstraße einen eher romantischen, abenteuerlichen Stellenwert. Durch Bücher wird die orientalische Mystik der Route dem Westen näher gebracht und Reisen „auf den Spuren Marco Polos“ ziehen eine wachsende Zahl von Touristen in diese abgelegenen Regionen. China erkannte das touristische Potential sehr schnell, nachdem es in den späten 1970ern seine Türen für ausländische Reisende öffnete. Dies führte dazu, dass viele Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler entlang der Seidenstraße restauriert wurden und man von offizieller Seite Sorge für die Erhaltung dieser Monumente trägt. Überdies wurde mit archäologischen Ausgrabungen dem Leben entlang der Seidenstraße nachgespürt. Reisende entlang der Taklamakan-Wüste treffen vor allem auf Stadtruinen und Überreste von Höhlen. Eine Hauptattraktion aber bildet die Bevölkerung und der bis heute erhalten gebliebene Lebensstil. Viele Touristen kommen heute aus Japan, um jene Stätten zu besuchen, die die buddhistische Religion auf ihrem Weg nach Japan passierte. Eine Reise in das Taklamakan-Gebiet ist trotz einiger Erleichterungen wegen der klimatischen und geographischen Bedingungen auch heute immer noch sehr beschwerlich. Die letzte Lücke der Eisenbahnverbindung entlang der Seidenstraße wurde 1992 geschlossen, als die internationale Linie Almaty – Urumqi eröffnet wurde. Trotzdem gibt es entlang der Seidenstraße keine durchgehenden Züge oder zeitlich abgestimmten Umsteigeverbindungen Peking − Teheran oder Peking − Moskau.