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Sittkichkeit

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Als Sittlichkeit (Paliwort sila) in buddhistischem Sinne gilt die sich in rechtem Tun und rechter Rede äußernde Willens- und Geistesverfassung und nicht etwa die bloßen körperlichen und sprachlichen Äußerungen, die lediglich als physische Vorgänge und nicht als der eigentliche sittliche Akt zu betrachten sind. Sie bildet die Grundlage der ganzen buddhistischen Praxis und die erste von den 3 Schulungen (-sikkha) oder den achtfachen Pfad bildenden 3 Gebieten (- magga ), nämlich Sittlichkeit, Sammlung und Wissen.

Sittlichkeit in buddhistischem Sinne ist auch nicht, wie es nach manchen Formulierungen der Texte (z.B. Abstehen vom Töten, Stehlen usw.) den Anschein hat, etwas Negatives und besteht nicht etwa in der bloßen Abwesenheit übler Taten oder Worte. Sie ist vielmehr das jedesmal klar bewusste und gewollte sich Zurückhalten davon, auf Grund der gleichzeitig aufsteigenden edlen Willens- und Geistesverfassung. Die Sittlichkeit des achtfachen Pfades gilt als die eigentliche oder “natürliche Sittlichkeit“ (pakati-sila) im Gegensatz zu der in äußeren Vorschriften bestehenden so genannten vorgeschriebenen Sittlichkeit (pannati-sila).

Unser heutiger Begriff von der Moral und ihrer Auslegung gibt eine Deutung von Verpflichtungen und Zwängen, die dem buddhistischen Begriff “sila“ fremd ist. Diese Deutung entstand wahrscheinlich auf dem schöpfergottgläubigen Hintergrund der westlichen Ethik. Frei von diesem Hintergrund, gründet sich die Ethik des Buddhismus nicht in Begriffen des Gehorsams, sondern in denen der Harmonie. Tatsächlich sagt eine anderen Auslegung der Kommentare zum Begriff “sila“ im Pali “samadhana“, was soviel bedeutet wie “Harmonie“ oder “Gleichordnung“.

Die Einhaltung der “silas“ führt auf verschiedenen Ebenen zur Harmonie: sozial, psychologisch, karmisch und kontemplativ. In sozialer Hinsicht verhelfen die Regeln der “silas“ zu harmonischen zwischenmenschlichen Beziehungen; die Mengen an verschiedenen Interessen von anerkannten Mitglieder einer Gesellschaft, mit ihren eigenen privaten Vorlieben und Zielen, werden eingefügt in eine zusammenhängende soziale Ordnung, wodurch Konflikte, falls nicht gänzlich vernichtet, so doch reduziert werden. Auf der psychologischen Ebene bringen die “silas“ Harmonie in den Geist und schützen vor innerer Zerrissenheit, die durch Schuldgefühle und Gewissensbisse über moralisches Fehlverhalten entsteht. Auf der karmischen Ebene stellen die “silas“ den harmonischen Gleichklang mit dem Gesetz des “kamma“ sicher und verhelfen damit zu einem besserem Wirken, das zu helleren Daseinformen im unendlichen Kreislauf der Wiedergeburten führt. Und auf der vierten, der kontemplativen Ebene, verhelfen die “silas“ dazu, die eingeleitete Reinigung des Geistes zu vervollständigen, auf einem tieferen und vollkommeneren Weg, in der methodischen Entwicklung von Ruhe und Einsicht.

Sila jedoch bedeutet mehr, als sich vom Schlechten zu enthalten. Jedes Prinzip, das in die Regeln eingebettet ist, hat, wie wir sehen werden, in Wirklichkeit zwei Aspekte, die beide wichtig für die gesamte Übung sind: die eine ist das Abstehen vom Unheilsamen, die andere ist Anbindung an das Heilsame. Der Aspekt des Abstehens wird “Vermeidung“ (varitta) genannt und der Aspekt der Anbindung „Erfüllung“ (caritta). Der Buddha betont den Gesichtspunkt der Vermeidung am Anfang der Übungen, nicht weil das Abstehen vom Unheilsamen genügt, sondern um die Stufen der Praxis in der angemessenen Reihenfolge einzuhalten. Diese folgen – eher folgerichtig als zeitlich – dem berühmten Ausspruch des Buddha aus dem Dhammapada:

„ Sich allem Üblen zu enthalten, das Gute wachsen zu lassen und das eigene Denken zu reinigen, das ist die Lehre der Buddha.“

Die beiden anderen Schritte, – das Gute zu entwickeln und den Geist zu reinigen, sowie deren Früchte zu ernten und sich ihrer Wirkung sicher zu sein – haben das Vermeiden alles Schädlichen zur Voraussetzung. Ohne das Vermeiden bleibt das Wachstum heilsamer Eigenschaften im Stadium des Siechtums stecken. Die Tugendübung bestimmt die zwei grundlegenden Kanäle unserer außen gerichteten Aktionen: zum Einen unsere sprachlichen (Rede) und körperlichen (Handeln) Aktionen und zum Anderen das vitale Anliegen, in welcher Weise wir unseren Lebensunterhalt verdienen.

Die für jeden buddhistischen Anhänger bindenden fünf Sittenregeln (panca-sila) sind:

  • 1. Sich enthalten vom Töten
  • 2. Sich enthalten vom Diebstahl
  • 3. Sich enthalten von Unkeuschheit
  • 4. Sich enthalten von falscher Rede
  • 5. Sich enthalten von Berauschung

Welches sind die Segnungen der Sittlichkeit?

Ihre Segnungen bestehen in der Erlangung der Reuelosigkeit ( avippatisara ) und vieler anderer Vorzüge. Es wird nämlich gesagt: “Die guten Sitten, Ananda, haben die Reuelosigkeit zum Segen.“ Ferne wird gesagt: “ Folgende 5 Segnungen: ihr Hausleute, werden dem Sittenreinen für seine Erfüllung der Sittlichkeit zuteil: Welche fünf?

  • 1. Der Sittenreine, sittlich Vollkommene, ihr Hausleute: gewinnt infolge seiner Strebsamkeit großen Überfluß an Schätzen. Das ist die erste Segnung.
  • 2. Fernerhin, ihr Hausleute: verbreitet sich über den Sittenreinen, sittlich Vollkommen, ein guter Ruf. Das ist zweite Segnung.
  • 3. Fernerhin, ihr Hausleute: in jeder Gesellschaft, zu der Sittenreine, sittlich Vollkommene, sich hinbegibt – sein es Adelige, Brahmanen, Hausleute oder Asketen – da tritt er voll Sicherheit auf, ohne Verwirrung. Das ist dritte Segnung.
  • 4. Fernerhin, ihr Hausleute: erwartet den Sittenreinen, sittlich Vollkommenen, ein ungetrübter Tod. Das ist die vierte Segnung.
  • 5. Fernerhin, ihr Hausleute: gelangt der Sittenreine, sittlich Vollkommene, beim Zerfalle des Leibes, nach dem Tode, auf glückliche Fährte, in die himmlische Welt. Das ist die fünfte Segnung.

Weitere zahlreiche Segnungen der Sittlichkeit – beginnend mit dem Lieb – und Angenehmsein und enden mit der Triebversiegung ( asavakhaya ) – werden besprochen in der Rede: “Wünscht sich, ihr Mönche, der Mönch, dass er seinen Ordensbrüdern lieb und angenehm sei und von ihnen geachtet und geehrt werde, so sollen die Sittengebote erfüllen“ usw.

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