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Der rappende Buddha von Tokio

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Tokio – Unter Buddhas Augen bebt die Bühne. Statt andächtig buddhistische Sutren herunterzubeten, gibt Kansho Tagai vor dem Altar seines Tempels Kyooji den coolen Rapper..

Der Mönch Kansho Tagai (47), der sich auch Mister Happiness nennt. Statt andächtig buddhistische Sutren herunterzubeten, gibt der Geistliche vor dem Altar seines Tempels den coolen Rapper.
“Hey Baby, hört mal her, ich bin Euer Papa“, singt der kahlgeschorene Mönch in seiner Robe, während ein junger Rap-Musiker dazu rhythmisch ins Mikrofon zischt. “Wenn Ihr traurig seid, wenn Ihr leidet, kann ich Euch nicht allein lassen, mein Name ist Shakamuni-Butsu“, ruft Tagai in sein Mikrofon, während die jungen Zuschauer im Tempelsaal begeistert dazu klatschen.

Früher hätten die Menschen in enger Gemeinschaft gelebt. Doch dieser Zusammenhalt sei heute in den modernen Großstädten verloren gegangen, erzählt der freundlich lächelnde 47-jährige Geistliche, den sie hier unter seinem Künstlernamen “Happiness Kansho“ kennen. “Ich hoffe, in meinem Tempel einen neuen Bund zwischen den Menschen herzustellen“, erklärt Tagai. Die Rap-Musik sei für ihn ein Weg, die jungen Leute mit seiner buddhistischen Botschaft von Liebe und Geborgenheit zu erreichen. Er gehört zu einer Gruppe Mönche, die neue Wege suchen, um die Gemeinschaft unter ihren Mitmenschen zu beleben.

Dazu zählen auch Mönche, die sogar Bars betreiben. Sie beklagen, dass heutzutage viele Menschen nur noch zu Beerdigungen in Tempel gingen. “Als ich nach Tokio kam, war ich überrascht, wie wenig die jungen Leute sich für Religion interessieren“, sagt Kojin Matsubara vom Tsukiji Hongwanji-Tempel in der Zeitung “Mainichi Shimbun“. Er organisierte unlängst in seinem Tempel in Tokios Stadtteil Tsukiji einen Auftritt von Mönchen von acht verschiedenen buddhistischen Schulen, zu dem Tausende von Besuchern erschienen.

“Wir wollen die eigentliche Rolle des Tempels als Ort, wo die Menschen zusammenkommen, zurückgewinnen“, erklärt Matsubara. Bei der Veranstaltung trat auch Mister Happiness auf und erntete großen Applaus der jungen und älteren Besucher. “Viele Menschen heutzutage verstehen die Sutren nicht mehr, was verständlich ist, da es sich ja um alte chinesische Texte handelt“, sagt Mister Happiness. Eines Tages habe er die zündendee Idee gehabt: “Als ich zum ersten Mal Rap- Musik hörte, dachte ich, das klingt ja ähnlich wie Sutren“, erzählt der buddhistische Mönch, der in seiner würdevollen Robe und dem kahlen Kopf eher das Bild eines traditionellen Mönchs vermittelt.

Also machte er sich daran und schrieb ein Sutra mit den Lehren von Shakamuni-Butsu, dem japanischen Namen für Siddhartha Gautama, den Buddha, in modernes Japanisch um. Dabei sei er eigentlich kein großer Rap-Fan. “Aber ich höre gerne Musik, und im Buddhismus sind viele musikalische Elemente“, sagt der Mönch in seinem kleinen Tempel im Tokioter Stadtteil Shinjuku. Bei vielen seiner Kollegen komme er mit seinen Rap-Einlagen gut an, erzählt er und lächelt. “Ich bin schon gefragt worden, ob ich nicht auch in anderen Tempeln auftreten könnte.“

The Times of India

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