Start Neugkeiten „Traditionelle Lehren für Westler kompatibel machen“

„Traditionelle Lehren für Westler kompatibel machen“

63
0

Philosoph, Religionswissenschaftler und Lektor des Verlags O. W. Barth: Andreas Klaus
Philosoph, Religionswissenschaftler und Lektor des Verlags O. W. Barth: Andreas Klaus
Bei den populären Buddhismus-Büchern sind die Bezüge zur Lebenspraxis unverzichtbar: Ergänzend zu den im aktuellen Börsenblatt-Spezial Religion vorgestellten Buddhismus-Titeln erläutert O. W. Barth-Lektor Andreas Klaus auf boersenblatt.net aktuelle Trends.

Welche Trends gibt es in der Buddhismus-Literatur in diesem Herbst?

Schon seit einigen Jahren geht ein großer Trend dahin, die traditionellen Lehren populärer und für den Westler kompatibel zu machen. Das ist ja auch die Entwicklung, die der Buddhismus auf seinem Weg in den Westen unter neuen kulturellen Bedingungen unbedingt vollziehen muss, was auch immer mehr gelingt. Daran orientieren sich die Bücher der populär aufgestellten Verlage. Wir bringen etwa im Herbst „Dakini Power“ der deutschen Journalistin Michaela Haas mit zwölf Kurzbiografien der faszinierendsten Frauen, die den heutigen Buddhismus entscheidend prägen. Die mutigen Entscheidungen und Lebenswege dieser Frauen sind ein Spiegel dieser Vorwärtsbewegung einer Religion, die ja immer noch sehr patriarchalisch strukturiert ist.

Warum sind Bücher wie Tara Brachs „Mit dem Herzen eines Buddha“ in Deutschland heute so erfolgreich?

Weil der Buddhismus weniger eine Religion ist als eine sehr praktische Lebensphilosophie, die jeder für sich ausprobieren und überprüfen kann. Die Menschen sind es leid, nur Dogmen und ethische Werte vorgesetzt zu bekommen, denen man zu folgen hat. Der moderne Mensch denkt selbst und trifft seine Entscheidungen selbst. Tara Brach stellt eine ziemlich radikale Methode vor: das Prinzip der radikalen Akzeptanz, also die Fähigkeit zu erlernen, das Leben und sich selbst zunächst einmal radikal anzunehmen wie es und wie wir sind. Dazu bedarf es einer großen Stärke und der Weisheit des Beobachters in uns.

Was suchen die Leser in buddhistischen Büchern – im Unterschied zu den christlichen?

Die christlichen Kirchen bieten dem immer autonomeren Menschen anscheinend nicht genug Freiheit und Möglichkeiten der spirituellen Praxis. Der Buddhismus übt deswegen einen großen Reiz auf ihn aus, weil er ihm seine Freiheit lässt, ja sogar Autonomie und Empirie explizit fördert und mit der Praxis der Meditation sehr starke Erfahrungsmöglichkeiten zu Selbsterkenntnis und Innenschau anbietet.

Liegt der Schwerpunkt in der aktuellen Buddhismus-Literatur mehr auf der Lehre Buddhas oder auf ihrer Anwendung in Alltag und Beruf in Form von praktischen Übungen?

Buddhas Lehre steht immer im Hintergrund, auch bei allen populären buddhistischen Titeln, die stärker auf die Anwendung ausgerichtet sind. Im Vordergrund steht der Praxisbezug.

Interview: Holger Wetjen


Quelle : www.boersenblatt.ne




Vorheriger ArtikelSpurensuche- Die Weltreligionen auf dem Weg 4 Buddhismus
Nächster ArtikelPatipada – Maha Bua Nanasampanno – Kapitel 6