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Frauen im Buddhismus

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Welche Stellung Frauen im Buddhismus haben, ist einerseits Ausdruck der jeweiligen Gesellschaft, aber auch auf der Ebene der Belehrungen sehr unterschiedlich. Das Mönchstum vermeidet den Umgang mit Frauen, im Großen Weg gelten sie als Quellen höchster Weisheit. Und im Diamantweg werden sie mit grundlegender Erkenntnis und Leerheit verbunden.

vis_dakini.jpgDie Stellung der Frau im Buddhismus war immer Ausdruck einer bestimmten Zeit und Gesellschaft. Hier zeigen sich auch auf den verschiedenen Ebenen der Belehrungen deutliche Unterschiede.

Für die frühbuddhistischen Schulen wie den Theravada war alles Weibliche ein Ausdruck von Samsara, der Welt des Leidens und der Begierden, der Weg zu immer neuen Wiedergeburten. Und diese Welt musste überwunden werden. Man hoffte, die Versprechen der Mönche zu sichern, die ja in der Regel ihre Frauen und Familien verlassen hatten, indem man die Furcht vor der Macht und Anziehungskraft der Frauen schürte. Die Kommentare der frühen Theravada-Literatur (180 v. Chr. bis 200 n. Chr.) vermitteln den Eindruck, ein frauenfeindlicher Autor habe dem Buddha willkürlich eigene Ansichten in den Mund gelegt: „Ist man den Frauen ergeben, der Grundlage allen Übels, vermehrt sich das Böse.“ Solche Aussagen kamen entweder in Unkenntnis der Pali-Quellen oder durch absichtliche Verfälschung zustande.

In der Literatur des Großen Weges gibt es schon wesentlich positivere Sichtweisen (Lotus-Sutra 100-200 n. Chr. und Prajnaparamita-Sutra ab 100 v. Chr.). Hier wird das Weibliche als die Vollendung der Weisheit gesehen. Es ist auch die Rede von hohen weiblichen Bodhisattvas (Menschen, die zum Besten aller Lebewesen Erleuchtung erreichen wollen), aber trotzdem wird erklärt, für die vollständige Erleuchtung sei es notwendig, einen männlichen Körper zu haben. Man kann das als Zugeständnis an eine Zeit sehen, in der eine weibliche Wiedergeburt als schlechtes Karma angesehen wurde und Frauen starken Einschränkungen in Familie und Gesellschaft ausgesetzt waren.

Weibliche Buddha-Aspekte wurden im späten 4. Jh. im Großen Weg bekannt und trennten diesen dadurch radikal von der Theravada-Tradition, die nur den Buddha als Vatergestalt akzeptierte.

Im Diamantweg-Buddhismus, wird das Weibliche mit der Weisheit, mit grundlegender Erkenntnis und Leerheit verbunden, das Männliche mit geschickten Mitteln, Methoden und Dynamik. Der Diamantweg kennt vielfältige weibliche Buddha-Aspekte. Aber obwohl es in Tibet viele verwirklichte Frauen gab, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Tibet eine weibliche Wiedergeburt für niedriger als eine männliche erachtet wurde. Bestimmend war auch hier wie in ganz Asien ein hierarchischpatriarchalisches System: die Die institutionalisierte Religion Tibets lag in den Händen der Männer.

Anders ist die Situation im westlichen Kulturkreis. Seit sich der Diamantweg-Buddhismus in den letzten 25 bis 30 Jahren in unserer Kultur verbreitet hat, haben sich Frauen beim Aufbau der buddhistischen Zentren, bei der Meditationspraxis und in der Rolle der Lehrenden genauso engagiert wie Männer. Selbstverständlich würde ein Buddhismus, der die Frauen nicht schätzt, hier bei uns im Westen nicht angenommen werden.

Letzten Endes, wenn die Leerheit verstanden wird, spielt die Illusion einer festen Geschlechtszugehörigkeit keine Rolle mehr. Die buddhistische Lehre und der Weg sind weder männlich noch weiblich.


Quelle : www.buddhismus-schule.de




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