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Jataka : Die Erzählung von Mahajanaka (Mahajanaka-Jataka) 2/4

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Nach dem Tode des Königs erwiesen ihm die Minister die letzten Ehren; dann versammelten sie sich und überlegten: „Der König hat gesagt, man solle dem die Herrschaft übergeben, der im Stande ist, seiner Tochter zu gefallen. Wer wird ihr gefallen können?“ Da dachten sie, der Heerführer sei ihr Günstling, und schickten ihm Botschaft. Dieser stimmte bei, begab sich um des Thrones willen nach dem Tore des königlichen Palastes und ließ der Königstochter melden, er sei da. Da sie merkte, warum er gekommen sei, wollte sie ihn auf die Probe stellen, ob er Verstand genug besitze, um den Glanz der Herrschaft zu ertragen, und sagte deshalb: „Er soll kommen.“ Als jener diese Botschaft vernahm, lief er, um ihr zu gefallen, rasch vom Fuße der Treppe an hinauf und trat zu ihr hin. Darauf sagte sie, um ihn auf die Probe zu stellen: „Laufe rasch im Thronsaal umher.“ Er dachte: „Damit befriedige ich die Königstochter“, und sprang rasch davon. Dann sagte sie ihm wieder: „Komm!“ Er kam wieder rasch herbeigelaufen.

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Als sie so merkte, dass er keinen Verstand besitze, sagte sie zu ihm: „Komm und umfasse meine Füße!“ Um ihr zu gefallen, kniete er nieder und umfasste ihre Füße. Da stieß sie ihn mit dem Fuße an die Brust, dass er ausgestreckt hinfiel, und gab ihren Dienerinnen den Befehl: „Schlagt diesen blinden Toren, der seinen Verstand verloren hat, fasst ihn am Halse und werft ihn hinaus.“ Diese taten so. Darauf fragte man ihn: „Was ist es, Heerführer?“ Er antwortete: „Redet nicht, das ist kein menschliches Weib.“ Darauf kam der Schatzmeister; auch diesen beschämte sie. Dann der Vorsteher der Zunft der Kaufleute, der Sonnenschirmträger, der Schwertträger: sie alle beschämte sie. Hierauf überlegte eine große Volksmenge: „Der Königstochter zu gefallen, ist jetzt niemand im Stande; gebt den Thron dem, der den tausendstarken Bogen zu spannen im Stande ist.“ Auch diesen vermochte keiner zu spannen. Dann sagten sie: „Gebt den Thron dem, der an einem viereckigen Polster das Kopfteil erkennt.“ Auch dies erkannte niemand. Darauf sagte man: „Gebt den Thron dem, der die sechzehn großen Schätze zu heben versteht.“ Aber niemand vermochte sie zu heben.

Jetzt überlegten sie: „Ein Reich ohne König kann man nicht beschützen; was sollen wir tun?“ Da sprach zu ihnen der Hauspriester: „Seid unbesorgt! Man muss den Phussa-Wagen loslassen; der durch den Phussa-Wagen erlangte König ist nämlich im Stande, über ganz Indien zu herrschen.“ Sie gaben ihre Zustimmung, ließen die Stadt schmücken und an den königlichen Wagen vier lotosfarbene Rosse spannen. Eine obere Decke breiteten sie darüber, legten die Königsinsignien darauf und umgaben ihn mit dem aus vier Teilen bestehenden Heere. Bei einem Wagen, auf dem sein Herr fährt, ertönen die Instrumente vor ihm, bei einem Wagen ohne Herrn hinter ihm; darum sagte der Hauspriester: „Lasst hinterdrein die Instrumente ertönen.“ Dann weihte er mit einem goldenen Gefäß die Wagenriemen und die Peitsche und sagte: „Für wen es recht ist, dass er den Thron besteigt, zu dem gehe hin.“

Der Wagen umfuhr den königlichen Palast von rechts und fuhr dann die Trommelstraße hinauf. Der Heerführer und die anderen dachten: „Der Phussa-Wagen kommt zu mir.“ Er aber fuhr an ihrer aller Häusern vorbei, umfuhr die Stadt von rechts, fuhr zum Osttore hinaus und eilte vorwärts nach dem Parke zu. Als sie ihn so rasch dahinfahren sahen, sagten sie: „Lasst ihn umkehren.“ Der Hauspriester aber hielt sie zurück, indem er sagte: „Lasst ihn nicht umkehren; wenn er will, so soll er selbst hundert Meilen weit fahren.“

Als nun der Wagen in den Park hineingefahren war, umfuhr er die königliche Steinplatte von rechts und blieb dann stehen, zum Besteigen bereit. Der Hauspriester sah den Bodhisattva daliegen und sprach zu den Ministern: „Holla, man sieht einen auf der Steinplatte liegen. Wir wollen sehen, ob er die zum weißen Sonnenschirm erforderliche Einsicht besitzt oder nicht. Wenn er tugendhaft ist, wird er nicht herschauen; wenn er ein Unglücksvogel ist, wird er furchterfüllt aufstehen und zitternd herschauen. Lasst rasch alle Instrumente ertönen.“ Sogleich ertönten die vielen hundert Instrumente; es war wie das Rauschen des Meeres.

Durch diesen Lärm erwachte das große Wesen; es enthüllte sein Haupt, blickte hin, sah die große Volksmenge und dachte: „Der weiße Sonnenschirm muss zu mir gekommen sein.“ Als es dies gehört hatte, verhüllte es wieder sein Haupt, drehte sich um und legte sich auf die linke Seite. Der Hauspriester enthüllte ihm nun die Füße, und als er dort die Vorzeichen gewahrte, sagte er: „Sehen wir ab von einem Erdteil, auch über die vier Erdteile ist er zu herrschen im Stande“, und er ließ wieder die Instrumente ertönen. Da enthüllte das große Wesen sein Antlitz, drehte sich um, legte sich auf die rechte Seite und betrachtete die Volksmenge. Der Hauspriester beruhigte die Versammlung, beugte sich mit gefalteten Händen vor ihm nieder und sprach: „Erhebe dich, König; das Reich kommt an dich.“ „Wo ist dein König?“ „Er ist gestorben.“ „Hat er einen Sohn oder einen Bruder?“ „Nein, o Fürst.“ „Gut, so werde ich den Thron besteigen“, versetzte der Bodhisattva, erhob sich und setzte sich auf das Polster. Darauf weihte man ihn dortselbst zum Könige; er war der König Mahajanaka.

Er bestieg den Wagen und fuhr mit großer Pracht in die Stadt ein. Während er in den Palast hinaufstieg, untersuchte er: „Dies sollen die Plätze für den Heerführer u. dgl. sein“, und stieg selbst in den Thronsaal hinauf. — Um ihn nun nach der früheren Art zu prüfen, schickte die Königstochter einen Mann zu ihm mit dem Auftrag: „Gehe, suche den König auf und sage zu ihm: ‘Die Fürstin Sivali ruft dich; komme rasch!’“ Der König tat in seiner Weisheit, als höre er dessen Stimme nicht, und pries die Pracht des Palastes mit den Worten: „Ach, wie schön!“ Als jener ihn nicht zum Anhören veranlassen konnte, ging er hin und meldete der Königstochter: „Edle, der König hat Eure Worte gehört, aber er preist nur den Palast und achtet auf Euch nicht ein bisschen.“ Jene dachte: „Er wird ein Mann von großen Wünschen sein“, und schickte zum zweiten und zum dritten Male den Mann hin. Der König aber stieg nach seinem Gefallen seinen früheren Gang, indem er wie ein Löwe seinen Mund öffnete, in den Palast hinauf.

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Als dieser nahte, vermochte die Königstochter infolge seiner Majestät aus eigener Kraft nicht, stehen zu bleiben, sondern sie kam auf ihn zu und lehnte sich auf seine Hand. Er stieg nun, sie an der Hand haltend, in den Thronsaal hinauf, setzte sich unter dem ausgespannten weißen Sonnenschirm auf das königliche Thronpolster, wandte sich dann an seine Minister und fragte: „Holla, hat euch der König bei seinem Sterben irgend einen Auftrag gegeben?“ „Ja, o Fürst“, antworteten sie. „So sprecht!“ „Er hat gesagt, wer der Fürstin Sivali zu gefallen vermöchte, dem solle man die Herrschaft geben.“ „Als die Fürstin Sivali kam, hat sie sich an meine Hand gelehnt; also hat sie an mir Gefallen gefunden. Sagt etwas anderes!“ „Fürst, er sagte auch: ‘Gebt die Herrschaft demjenigen, der an einem viereckigen Polster den Kopfteil zu erkennen im Stande ist.’“ Da dachte der König: „Das ist schwer zu erkennen, doch durch eine List kann man dies erkennen.“ Er nahm von seinem Haupte eine goldene Nadel und gab sie der Fürstin Sivali in die Hand mit den Worten: „Lege sie auf ihren Platz!“ Sie nahm dieselbe und steckte sie in den Kopfteil des Polsters; man sagt auch, sie habe ihm ein Schwert gegeben. An diesem Zeichen merkte er, wo der Kopfteil war. Als wenn er die Worte der Minister nicht gehört hätte, sagte er: „Was sagt ihr?“ Und als sie wieder so sprachen, erwiderte er: „Das zu erkennen, ist nichts Wunderbares; hier ist der Kopfteil.“

Dann fragte er: „Ist noch etwas anderes da?“ Sie antworteten: „O Fürst, er befahl auch dem das Reich zu geben, der im Stande wäre, einen tausendkräftigen Bogen zu spannen.“ „So bringt ihn also her!“ Nachdem er mit diesen Worten den Bogen hatte herbeiholen lassen, spannte er ihn, während er dabei auf dem Polster sitzen blieb, als spanne er einen kleinen Bogen, mit dem die Frauen die Baumwolle klopfen.

„Sagt noch etwas anderes!“, sprach er weiter. Sie erwiderten: „Er hat auch gesagt: ‘Gebt das Reich dem, der die sechzehn großen Schätze zu heben versteht.’“ Als er weiter fragte: „Gibt es dafür eine Angabe?“, antworteten sie: „Ja, es gibt eine“, und teilten ihm die Strophe mit: „Bei Sonnenaufgang ist ein Schatz“, usw. Als er dies hörte, war ihm die Sache so klar wie der Mond an der Fläche des Himmels. Darauf sagte er zu ihnen: „Heute, sag ich, ist keine Zeit; morgen werden wir den Schatz holen.“

Am folgenden Tage versammelte er die Minister und fragte: „Hat euer König Paccekabuddhas gespeist?“ „Ja, o Fürst“, war die Antwort. Da dachte der König: „Mit der Sonne ist nicht diese Sonne gemeint; wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Sonne aber heißen die Paccekabuddhas Sonnen. An der Stelle, wo sie empfangen werden, muss der Schatz sein.“ Und er fragte: „Wenn der König den Paccekabuddhas bei ihrem Kommen entgegengeht, bis zu welchem Ort geht er da?“ Als sie antworteten: „An den und den Ort“, befahl er: „Grabt an dieser Stelle und holt den Schatz heraus.“ So ließ er diesen Schatz heben. Weiter fragte er: „Wenn er sie bei ihrem Weggehen begleitet, wo bleibt er stehen und entlässt sie?“ Als sie antworteten: „An der und der Stelle“, ließ er auch dort den Schatz heben mit den Worten: „Holt dort den Schatz heraus.“ Eine große Volksmenge stieß tausend Rufe aus: „Weil man sagte, ‘beim Sonnenaufgang’, gruben sie beständig in der Richtung des Sonnenaufgangs; weil man sagte ‘beim Sonnenuntergang’, grub man beständig in der Richtung des Sonnenuntergangs. Hier aber ist der Schatz; ach, wie wunderbar ist dies!“ So gab sie ihrer Freude und Befriedigung Ausdruck.

„Drinnen ein Schatz“; deshalb ließ er im königlichen Palast innerhalb des Haupttores an der Schwelle den Schatz heben. „Draußen ein Schatz“, deshalb ließ er außerhalb an der Schwelle den Schatz heben. „Nicht drinnen und nicht draußen“, daher ließ er unter der Schwelle den Schatz heben. „Beim Aufsteigen“: er ließ an der Stelle, wo zur Zeit, da der König den königlichen Leibelefanten bestieg, eine goldene Leiter aufgestellt wurde, den Schatz heben. „Dann beim Absteigen“: er ließ an der Stelle, wo der König vom Rücken des Elefanten herunterstieg, den Schatz heben. „Die vier großen Salas“: auf dem Boden waren an der Stelle, da man ihm die Aufwartung machte, die vier Füße des fürstlichen Lagers aus Sala-Bäumen gefertigt; unter diesen ließ er vier Schatzkästen hervorholen. „Überall auf ein Yojana“: Yojana heißt das Wagenjoch. Darum ließ er auf allen Seiten des fürstlichen Lagers in der Entfernung eines Wagenjoches die Schatzkästen herausholen. „An den Zahnenden ist ein Schatz“: an dem Platze des königlichen Leibelefanten, da, wo dessen beide Hauer sich erstrecken, ließ er zwei Schätze heben. „An den Schwanzenden“: an dem Platze des königlichen Leibrosses ließ er die Schätze heben seinem Schweife gegenüber. „Am Kebuka“: Kebuka ist ein Name für das Wasser. Darum ließ er im königlichen Lotosteiche das Wasser entfernen und brachte so den Schatz ans Licht. „An den Baumenden ein großer Schatz“: in seinem Parke zu Füßen eines großen Sala-Baumes in dem kreisförmigen Schatten, der dort zur Mittagszeit war, ließ er Schatzkisten heben. Nachdem er so die sechzehn großen Schätze hatte heben lassen, fragte er: „Gibt es noch etwas anderes?“ „Nein, o Fürst“, war die Antwort. Die Volksmenge aber war hocherfreut.

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Der König dachte nun: „Dieses Geld werde ich als Almosen ausgeben.“ Er ließ in der Mitte der Stadt und an den vier Toren im ganzen fünf Almosenhallen errichten und spendete reiche Almosen. Aus der Stadt Kalacampana ließ er seine Mutter und den Brahmanen holen und erwies ihnen große Ehrung. Als seine Herrschaft noch jung war, gehörte ihm schon das ganze Reich von Videha; der Sohn des Königs Aritthajanaka, der König Mahajanaka, führte die Regierung. „Weise ist fürwahr der König; wir wollen ihn sehen.“ So dachte man und deshalb strömte, um ihn zu besuchen, die ganze Stadt zusammen. Von allen Seiten kamen sie herbei mit vielen Geschenken. In der Stadt feierte man ein großes Fest. Sie bedeckten den königlichen Palast mit den Eindrücken ihrer Hände, breiteten duftende Kränze und Girlanden aus, machten die Luft finster von ausgestreuten Körnern, Lotosblumen, Wohlgerüchen und Weihrauch und richteten mancherlei Getränke und Speisen her. Um dem König damit ein Geschenk zu machen, nahmen sie in silbernen und goldenen Töpfen u. dgl. verschiedenartige feste und flüssige Speisen, Getränke, Früchte u. dgl. mit und stellten sich dort ringsherum auf. Auf einer Seite saß der Kreis der Hofleute, auf einer Seite die Schar der Brahmanen, auf einer Seite die Hausväter usw. und auf einer Seite die Tänzerinnen von höchster Schönheit. Brahmanische Lobredner, die Festgedichte kannten und festlicher Gesänge u. dgl. kundig waren, ließen ihre Lieder erschallen; viele hundert Instrumente erschallten. Der ganze Palast des Königs war von lauten Tönen erfüllt wie im Innern des Yugandhara-Meeres; jeder Ort, wohin man blickte, zitterte.

Als nun das große Wesen unter dem weißen Sonnenschirm auf dem königlichen Throne sitzend den der Majestät Sakkas gleichenden großen Glanz seiner Pracht betrachtete, da gedachte es an die Bemühung, die es im großen Ozean betätigt hatte. Es dachte: „Die Kraft verdient, betätigt zu werden. Wenn ich im großen Weltmeere nicht meine Kraft betätigt hätte, so wäre ich dieser Glücksfülle nicht teilhaftig geworden.“ Während es so seiner Anstrengung gedachte, wurde es mit Liebe erfüllt; aus der Kraft der Liebe heraus stieß es folgenden begeisterten Ausruf aus:

§14. „Bemühen möge sich der Mensch,
nicht lasse nach der weise Mann.
Mich selber seh ich dabei an;
wie ich es wollte, so geschah ’s.

§15. Bemühen möge sich der Mensch,
nicht lasse nach der weise Mann.
Mich selber seh ich dabei an,
wie ich vom Wasser kam zum Land.

§16. Anstrengen möge sich der Mensch,
nicht lasse nach der weise Mann.
Mich selber seh ich dabei an;
wie ich es wollte, so geschah ’s.

§17. Anstrengen möge sich der Mensch,
nicht lasse nach der weise Mann.
Mich selber seh ich dabei an,
wie ich vom Wasser kam ans Land.

§18. Auch wenn ins Unglück stürzt der weise Mann,
geb er nicht auf das Streben nach dem Heil.
Viel gibt ’s Berührungen, ungut‘ und gute;
wer nichts bedenkt, der fällt dem Tod zum Opfer.

§19. Auch Unbedachtes tritt ja ein
und das Bedachte auch vergeht;
denn nicht vom Denken nur kommt der
Erfolg beim Weibe wie beim Mann.“ —

Darauf betätigte er die zehn Königstugenden und führte in Gerechtigkeit die Herrschaft; auch ehrte er die Paccekabuddhas. In der Folgezeit gebar die Königin Sivali einen Sohn, der mit den Kennzeichen des Reichtums und der Tugend ausgestattet war; ihm gab man den Namen Prinz Dighavu (= Lebelange). Als dieser herangewachsen war, übertrug ihm der König das Amt des Vizekönigs. —

Als eines Tages der Parkwächter dem König Früchte und verschiedenartige Blumen brachte, war er bei ihrem Anblick erfreut, erwies dem Gärtner Ehrung und sprach zu ihm: „Lieber Parkwächter, ich will den Park besuchen; lass ihn schmücken!“ Dieser antwortete: „Gut“, tat so und meldete dies dem Könige. Darauf zog dieser, auf dem Rücken des besten Elefanten reitend, umgeben von einer großen Schar nach dem Parktor. Dort waren zwei dunkelgrün schimmernde Mangobäume; der eine war ohne Früchte, der andere aber war mit Früchten beladen. Diese waren aber sehr süß; weil jedoch der König noch keine Mangofrucht davon genossen hatte, getraute sich niemand, von da eine Frucht zu nehmen. Darauf nahm der König, während er noch auf dem Rücken des herrlichen Elefanten saß, eine Frucht und verzehrte sie. Sobald er sie nur auf die Zungenspitze gebracht hatte, durchdrang es ihn wie himmlischer Wohlgeschmack. Daher dachte er: „Wenn ich zurückkomme, werde ich viel davon essen.“

Als aber die anderen merkten, dass der König die schönste Frucht verzehrt habe, da nahmen alle vom Vizekönig angefangen bis hinunter zum Elefantenwärter auch davon und verzehrten Früchte. Diejenigen, die keine Frucht erhielten, hieben mit Stöcken die Zweige ab und beraubten den Baum seiner Blätter. So stand der Baum da, ganz kreuz und quer zerschlagen; der lindere aber stand da in Schönheit glänzend wie ein Edelsteinberg.

Als der König den Park verließ und dies sah, fragte er die Minister: „Was ist dies?“ Sie antworteten: „Weil der Fürst die schönste Frucht verzehrt hatte, hat die Volksmenge den Baum geplündert, o Fürst.“ „Von diesem aber ist weder ein Blatt zerstört noch die Schönheit vernichtet.“ „Weil er keine Früchte hat, deshalb wurde er nicht zerstört, o Fürst.“

Da bekam der König Gewissensbisse und er dachte: „Dieser Baum steht, weil er keine Früchte hat, dunkelgrün glänzend da; jener aber steht, weil er Früchte hatte, vollständig zerstört da. Auch diese meine Herrschaft gleicht einem fruchtbringenden Baum, die Weltflucht aller gleicht einem Baume, der keine Früchte hat. Nur für den, der etwas hat, besteht Gefahr, nicht für den, der nichts hat. Ich will kein Fruchtbaum mehr sein, sondern einem unfruchtbaren Baume ähnlich werden. Meine Herrlichkeit will ich aufgeben, fortziehen und die Weltflucht betätigen.“ Nachdem er diesen festen Entschluss gefasst, zog er in die Stadt ein und ließ, während er noch am Tore seines Palastes stand, den Heerführer zu sich rufen. Zu diesem sprach er: „Du großer Heerführer, von heute an sollen außer einem Speisenträger und einem Diener, der mir Waschwasser und Zahnstocher bringt, keine anderen mehr mich sehen dürfen. Nimm du die früheren Richter und verwalte das Reich; ich werde von jetzt an in meinem Thronsaale die Asketentugend betätigen.“ Nach diesen Worten stieg er in den Palast hinauf und betätigte allein das Asketenleben.

Fortsetzung folgt…

Quelle : www.palikanon.com

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