Start Für Buddhisten Interreligieux Die Anfänge des Christentums in China (635-1368)

Die Anfänge des Christentums in China (635-1368)

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Das nestorianische Bekenntnis

Wenn der Inschrift auf dem 1625 in Singanfu aufgefundenen Denkmale voller Glaube beigemessen werden darf, so wäre der erste christliche Missionar , ein Nestorianer, 635 nach China gekommen. Auf dem Denkmale wird er „Olopön“ geannnt, vielleicht nur eine Verdrehung des christlichen Ausdrucks für Mönch, und die Religion, von der ein ziemlich unbestimmter Inbegriff gegeben wird, als das edle Gesetz von Ta tsin (Syrien) bezeichnet. Die von Olopön gebrachten Bücher seine mit kaiserlicher Erlaubnis übersetzt und die öffentliche Verkündigung der Lehre gestattet worden; der Tang-Kaiser Tai Tsung habe 638 ausdrücklich die Lehre gebilligt und den Bau einer Kirche erlaubt, in der sein Bild aufgestellt worden sei. Auch Kao Tsung (650-683) habe die Lehre begünstigt. Später seien die Zeiten schwerer geworden; aber Hsüan Tsung (712-756) habe sich wieder freundlich erwiesen, und ein neuer Missionar, Kiho, sei eingetroffen. Unter Te Tsung (780-805) endlich sei das Denkmal 781 errichtet worden. Die Inschrift, in chinesischer Sprache, zum Teil in poetischer Form, abgefaßt, enthält Zusätze in syrischer Sprache (Estrangelo), aus denen hervorgeht, daß viele nestorianische Priester (ein Angabe enthält 67 Namen) schon damals in China tätig gewesen sind; sie haben unter mehreren bischöflichen Vikaren gestanden, deren erster als Papst von Zinstan (Zinistan, China) bezeichnet wird. Nach späteren Nachrichten haben auch noch weitere Beziehungen zwischen den Nestorianern und der Mutterkirche in Syrien bestanden, bis ihnen die Fortschritte des Islam ein Ende machten.

Im Jahre 845 wurden die Priester von Ta tsin, angeblich 3000 Köpfe stark, von dem Erlasse Wu Tsungs betroffen, der ihnen wie den buddhistischen befahl, zu weltlichen Beschäftigungen zurückzukehren. Trotzdem hielten sich die Nestorianer in Mittelasien (Presbyter Johannes, als solcher wohl eine fabelhafte Persönlichkeit, scheint mit Ong Khan, dem Rivalen Temudschins, identifiziert zu sein), und China; sie besaßen eine größere Anzahl von Gemeinden und Kirchen im ganzen Reiche, wie sie auch am Hofe der mongolischen Fürsten und Kaiser eine gewisse Rolle gespielt und namentlich Frauen wie einzelne höhere Beamte bekehrt haben. Sie gingen mit der Mongolen-Dynastie unter, ohne Spuren von ihrer Wirksamkeit zu hinterlassen.

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Das römisch-katholische Bekenntnis

Zur Zeit der Mongolen-Dynastie gelangten auch die ersten römisch-katholischen Priester nach China, zuerst in der Eigenschaft von diplomatischen Sendboten der Päpste und weltlichen Fürsten. Die Erfolge der Mongolen in Westasien und Osteuropa und die in immer bedrohlicher Weise zunehmende Macht des Islams in Syrien und Ägypten hatten die Aufmerksamkeit der führenden Päpste und der an den Kreuzzügen beteiligten Fürsten auf die Möglichkeit einer Verbindung mit den Mongolen gegen den gemeinsamen Feind, den Islam, gerichtet. Die Berichte der päpstlichen und anderen Sendboten, die über Land nach der Mongolei und China zogen, bieten viel des Interessanten.

Papst Innozenz IV. schickte zuerst noch vor dem Zusammentritte des Konzils von Lyon (1245) eine aus Dominikanern bestehende Gesandtschaft unter Nicolas Anselin (Anselm von der Lombardei) in den Osten; im August 1247 stieß sie in Khwaresm auf das Heer des Generals Batschu Noian, der sie mit zwei tatarischen (mongolischen) Gesandten und der Aufforderung an den Papst, sich zu unterwerfen, zurücksandte (1248). Innozenz hatte mit der ersten Mission auch zwei Franziskaner abgeordnet: Lorenz von Portugal und Johann von Plano Carpini, der von Breslau aus mit Benedikt von Polen die Reise antrat. Die letzteren gelangten zuerst zu Batu, der sie weiter nach dem Lager Ogotais schickte, wo sie gerade zur Zeit der Thronbesteigung Kujuks im Juli 1246 ankamen. Sie fanden dort russische und ungarische Priester und einen Goldschmied, namens Kosmos; Kujuk selbst, der Sohn einer Nestorianerin, hatte unter den Frauen seines Harems und seinen höchsten Beamten Christen, denen er die Ausübung ihrer Religion gestattete. Im November wurden die Gesandten mit einem Antwortschreiben des Großkhans entlassen, nachdem sie klug die Begleitung tatarischer Gesandten abgelehnt hatten, damit diese nicht die Zwistigkeiten der christlichen Fürsten sähen und dadurch zu weiteren Einfällen ermutigt würden. Die Rückreise war beschwerlich: sie erreichten den Papst erst Ende 1247.

Inzwischen hatte König Ludwig IX. von Frankreich Anfang 1247 eine Aufforderung Batschus erhalten, sich zu unterwerfen, die unbeantwortet blieb; 1248 erreichten den König in Cypern Abgesandte Iltschikadais, des Nachfolgers des verstorbenen Batschu, die ihm ein Bündnis gegen die Mohammedaner antrugen, und erzählten, daß Iltschikadai und der Großkhan selbst Christen seien. Als Antwort auf diese Mitteilung schickte Ludwig 1249 von Nikosia aus eine aus Dominikanern bestehende Gesandtschaft unter Andreas von Lonjumeau an den Großkhan, um verschiedene Reliquien zu überbringen und ihn zum Ausharren in der christlichen Religion aufzufordern. Die Gesandtschaft, die über Persien ging, um Iltschi zu sprechen, fand im Lager des Großkhans Kujuk gestorben (1248); die Regentin Ogul Haimisch‘ (Wo wu li hai mi Schi; 1248-51) nahm die Sendung als Tribut an und schickte die Gesandten mit Geschenken zurück, ohne daß diese über die angebliche Bekehrung Näheres zu erfahren vermochten. Sie kehrten 1251 zum König nach St.-Jean-d’Acre zurück.

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Trotz des Mißvergnügens über die falsche Auslegung seiner Gesandtschaft schickte Ludwig im Mai 1253 neue Boten, die Franziskaner Wilhelm von Rubruquis und Bartholomäus von Cremona, unter dem Vorwande der Bekehrung ab. Sie erreichten im Juli das Lager von Tschagatai, von dem sie an Sartak Khan, den Sohn Batschus, drei Tagesmärsche jenseit der Wolga, geschickt wurden; dieser aber wollte ihnen nicht auf eigene Verantwortung die Erlaubnis zum Aufenthalt und Lehren im Lande geben und sandte sie zu Mangu. Auf dessen Hof fanden sie im Dezember 1253 viele nestorianische Priester, die den Vortritt vor den mohammedanischen Imans und den Bonzen hatten; ihrem Gottesdienste wohnte Mangu mit seiner Familie bei, wohl mehr aus Gleichgültigkeit: er selbst war sehr abergläubisch und unternahm nichts, ohne vorher das Schulterblattorakel befragt zu haben. Sie begleiteten Mangu nach Karakorum, wo sie einen Pariser Goldschmied, Guillaume Boucher, fanden. Dort hatten sie auf Befehl Mangus eine Disputation mit Priestern anderer Religionen. Mangu entließ schließlich Rubruquis (Bartholomäus blieb zurück, da er nicht wieder durch die Wüste reisen wollte) mit einem Schreiben an König Ludwig, worin er den Titel Sohn des Himmels und höchster Herr annahm, die Mitteilungen der Gesandten Iltschikadais und Ogul Haimischs widerrief und den König anwies, den Befehlen Dschengis Khans nachzuleben. Rubruquis traf nach einem Marsche von zwei Monaten Sartak, der sich in das Lager Mangus begab und sich, wie sein „Kaplan“ berichtete, eben hatte taufen lassen. Im September 1254 langte Rubruquis im Lager Batschus an, der ihn einen Monat mit sich führte; schließlich kehrte er über den Kaukasus, Armenien und Syrien zurück und traf im August 1255 in Tripolis ein, von wo er König Ludwig in Acre seinen Bericht zugehen ließ.

Auch die Päpste blieben nicht müßig, wenn sie auch jetzt mehr religiöse als politische Interessen verfolgten. Nikolaus III. schickte 1278 an den Großkhan fünf Mönche, über deren Verbleib nichts bekannt geworden ist. Der 1289 abgegangene Franziskaner Johann von Montecorvino traf 1292 über See in Südchina ein und begab sich nach Kambaluk (Peking), wo er 1305 und 1306 über günstige Erfolge berichten konnte; 1307 wurde er Erzbischof von Kambaluk. In diesem Jahr und 1312 wurde ihm eine Anzahl von Weihbischöfen und anderen Priestern nachgeschickt, von denen scheinbar nicht alle eintrafen. In Peking, Zaitun (Tschangtschau oder Tschintschin) und Jangt’schau bestanden Bischofssitze, Kirchen (in Peking drei) und Gemeinden; und als Johann von Montecorvino 1328 starb, waren die Aussichten der Minoritenmission ersichtlich günstig, obgleich Andreas von Perugia, Bischof von Zaitun, sich 1326 darüber beklagte, daß unter Mohammedanern und Juden keine Bekehrungen erzielt würden und viele von den getauften Heiden nicht auf den Pfaden des Christentums wandelten. Dagegen herrsche vollständige Glaubensfreiheit, und der Lehrtätigkeit der Missionare werde kein Hindernis in den Weg gelegt.

Der Mönch Odorich von Pordenone, der in den zwanziger Jahren des 14. Jh. über See nach China kam, sich drei Jahre dort aufhielt und über Tibet zurückkehrte, hat eingehend auch über die religiösen Zustände berichtet. Die letzten Mitteilungen von und über China stammen von Johann Marignolli, der 1342-46 als päpstlicher Legat in Peking weilte. Dann hören alle Nachrichten auf. Zwar versuchte Urban V. 1370 durch die Entsendung eines päpstlichen Legaten, eines Bischofs und einiger achtzig Geistlichen für Peking diesem Übelstande abzuhelfen; aber von keinem ist je wieder eine Nachricht eingelaufen. Die katholische Mission verschwand in den mit dem Untergange der mongolischen Dynastie verknüpften Unruhen ebenso wie die nestoroianische; die Feindschaft der nationalen Ming-Dynastie in China gegen alle Fremden, der wachsende Einfluß des Islam in Mittelasien und der Übertritt der Herrscher und Völker zu diesem reichen kaum aus, diese betrübende Erscheinung ganz zu erklären: auch der Haß des Volkes gegen die fremde Lehre und ihre Lehrer wird zu ihrer Ausrottung beigetragen haben.

Quelle : http://www.jaduland.de

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