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Freiheit in der Leere des Seins

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Wer den Weg des Zen-Buddhismus geht, strebt danach, Buddha-Natur zu erlangen. Was dem Erlangen der Buddha-Natur, der wahren Befreiung oder auch „Erleuchtung“ des Menschen, im Wege steht, ist das Ich. Das Ich meint in diesem Fall alle Vorstellungen, die wir von uns selbst, der Welt und unseren Mitmenschen haben; es meint unsere mentalen Grenzen in Form von Meinungen, Vorurteilen, Überzeugungen und Dogmen – geistige „Schablonen“, durch die wir die Welt und uns betrachten und auf starre Konturen begrenzen. „Unsere selbstbezogenen Vorstellungen sind Täuschungen, die unsere Buddha-Natur verdecken“, sagt Shunryu Suzuki in seinem Buch „Zen-Geist – Anfänger-Geist“ (Theseus 2001, S. 113). Um uns selbst zu entdecken, müssen wir zunächst Distanz zu uns herstellen – ein scheinbarer Widerspruch.


Erleuchtung ist immer da

Wer Zazen zu dem einzigen Zweck betreibt, Erleuchtung zu erlangen, verstrickt sich laut Shunryu Suzuki selbst immer tiefer in sein karmisches, selbstbezogenes Leben als „Ich“. Wer beim Zazen „vom Karma getrieben“ wird, so Shunryu Suzuki, vergeudet seine Zeit, denn das Verlangen nach etwas entspringt immer dem Ich. Zazen ist folglich die Praxis des Nicht-Wollens; es gilt, das Sein selbst als Weg zu betrachten. Eine „erhabene Idee“ zu erschaffen und dieser dann nachzueifern, bezeichnet Shunryu Suzuki als „Affengeist“, als oberflächlichen Prozess, der allein im Außen stattfindet. Wichtig, so sagt er, ist die innere Aufrichtigkeit jenseits von Theorie und Ideal – die „Erleuchtung“ ist stets da, wir müssen sie nur zulassen („Zen-Geist – Anfänger-Geist“, S. 114).


Die Freiheit des Seins ist Ziel des Zen

Der Zen-Meister Dogen Zenji (1200 bis 1253) vergleicht jede Existenz mit einem Aufblitzen in der unermesslichen Welt der Erscheinungen. Angesichts der Vergänglichkeit des Lebens wird Dogen in jungen Jahren von einem Gefühl tiefer Einsamkeit erfasst, das immer quälender wird, ihn mit achtundzwanzig Jahren aber zu der Erkenntnis führt, dass es weder Körper noch Geist gibt. „Körper und Geist sind von mir abgefallen“, sagt er. Das Gefühl der Einsamkeit, erkennt er, entspringt der Illusion, an einen Körper und einen Geist gebunden zu sein. Wenn diese Illusion der Substanzhaftigkeit verpufft, das sieht Dogen nun, ist der Mensch frei („Zen-Geist – Anfänger-Geist“, S. 119ff.).

„Wahres Sein kommt aus dem Nichts“, sagt Shunryu Suzuki. Unser Ursprung in der Leere ist es, der uns frei macht. Mit dieser Leere ist kein starres Vakuum gemeint, sondern ein Sein jenseits des Ich, jenseits der Fesseln der karmischen Welt. Voraussetzung dafür ist „nyu nan shin“, ein sanfter, biegsamer Geist, der Konzepte und Vorstellungen – geistigen „Beton – loslassen kann und sich gänzlich öffnet für die Leerheit, die Weg, Ziel und Ursprung des Zazen, der Zen-Meditation, ist. Eine solche Haltung konzentriert uns auf den Augenblick, und dieser wiederum ist die Essenz des Zen.


Zen bedeutet die Auflösung des Ich

Eine solche Leere zeitigt Begreifen, und nichts anderes ist Erleuchtung, wie sowohl Shunryu Suzuki als auch der Philosoph und Mystiker Osho sagen. Wie erreicht man eine solche Leere? Neben der Praxis des Zazen durch Verzicht, durch das Niederreißen rigider Geistesgefängnisse, durch einen kritischen, distanzierten Blick auf die eingefahrenen Muster einer in Dualität gefangenen Welt. Es gilt, die Fesseln der Gewohnheit zu sprengen, „sich selbst zu vergessen“, das Ich abzulegen und alles, was zum Ich gehört – alles Starre, Steife, Verharrende, Eifernde, Sehnende, Begehrende, Kämpfende (Zen-Geist – Anfänger-Geist, S. 129).

Quellen : //buddhismus-taoismus.suite101.de/article.cfm/zenbuddhismus_freiheit_in_der_leere_des_seins

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