
Aus dem Halbdunkel des Ausstellungsraumes heben sich die bronzefarbenen Skulpturen von Göttern, Meistern und und Dämonen ab und vor allem von einem: dem historischen und dem vergöttlichten Buddha. Das Linden-Museum Stuttgart präsentiert ab 5. April die Ausstellung „Tibet: Kunst vom Dach der Welt“ als neuen Teil der Süd- und Südostasien-Dauerausstellung und zeigt dabei eine Auswahl herausragender Objekte aus dem Einflussbereich des tibetischen Buddhismus.
Tibet stößt offenbar auf großes Interesse beim Publikum. Denn zweieinhalb Jahre war die Tibet-Abteilung des Linden-Museums geschlossen und immer wieder wurde der neue Leiter der Südasien-Abteilung, Georg Noack, darauf angesprochen, wann denn wieder die Kunst- und Kultgegenstände von den Ländern am Himalaya zu sehen sein werden.
„Kunst vom Dach der Welt“ – das ist fast ausschließlich religiöse Kunst und nicht nur aus Tibet. Denn der tibetische Buddhismus umfasst auch Bhutan, Nepal, die Mongolei sowie einige Regionen Nordindiens und Chinas.
In die tibetische Kunst sind Götter- und Dämonenvorstellung der Volksreligionen eingegangen, die vor der Ankunft des Buddhismus aus Indien hier vorherrschten. Die besondere Form des Buddhismus in den Himalaya-Staaten – mehr vom indischen, aber auch vom chinesischen Buddhismus beeinflusst – kennt ein ganzes Pantheon an freundlichen und feindlichen Wesen, die durch den Einfluss der Religion des Buddha domestiziert wurden, aber visuell vorhanden bleiben.
Die Stuttgarter Ausstellung stellt die im Umfeld buddhistischer Tempel angesiedelten Künste: Thangka-Malereien und Skulpturen aus Bronze oder Pappmach´e (!) zeigen Buddhas, Bodhisattvas, Schutzgottheiten und bedeutende buddhistische Meister in verschiedenen Inkarnationen. Die ältesten Kunstwerke sind im 14., möglicherweise sogar im 13. Jahrhundert anzusiedeln.
Gezeigt werden aus der umfangreichen Sammlung des Linden-Museums rund 150 herausragende Arbeiten der bildenden Künste , des religiösen Alltags (zum Beispiel Gebetsmühlen), aber die Ausstellung führt auch in die Welt der darstellenden Künste der Region ein: Zu sehen und zu hören sind die Instrumente der Musik Tibets und Bhutans, Kostüme und Masken der rituellen Cham-Tänze, bei denen buddhistische Mönche in über mehrere Tage andauernden zeremoniellen Schauspielen tanzend Gottheiten und andere Figuren der tibetischen Mythologie verkörpern.
Im Zentrum der Ausstellung findet sich die Rekonstruktion des Innenraumes eines tibetischen Tempels, der vor einigen Jahrzehnten von einem tibetischen Exil-Künstler für das Lindenmuseum angefertigt wurde.
– Quelle : www.fnweb.de