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Eine große Familie

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Eine große Familie

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4. September 2008

Heute hatte ich in der Empfangshalle des Museums für Kultur und Geschichte des koreanischen Buddhismus das Glück, den höchst ehrwürdigen Ji Kwan, Oberhaupt des Jogye Ordens des koreanischen Buddhismus, kennenzulernen. Wir hatten eine sehr nette Zeit zusammen und verbrachten über 30 Minuten mit Lachen und dem Austausch von Bemerkungen über unsere Traditionen. Das Treffen sollte eigentlich nur 10 Minuten dauern, aber offensichtlich war der große Meister selbst so glücklich, sein Wissen mit mir teilen zu können, sodass das Treffen dann wesentlich länger dauerte, als wir ursprünglich geplant hatten.

Ich hatte die einzigartige Gelegenheit, ihm über unsere Pel Drukpa Linie zu erzählen, und er war besonders interessiert, mehr darüber zu erfahren. Wir diskutierten auch über die Bikshuni Linie oder die volle Ordinierung von Nonnen und ich bemerkte, dass wir im tibetischen Buddhismus diese Linie nicht haben und dass ich die Fähigkeit des koreanischen Buddhismus, diese Linie sehr stabil zu halten, sehr bewundere. Er sagte mir immer wieder, dass ich weiterhin daran arbeiten sollte, den Leuten in dieser Welt im Namen von Mitgefühl und Liebe zu helfen. Ich antwortete darauf, dass wir das alle zusammen tun sollten. Tatsächlich sind wir eine einzige große Familie, einzig durch einen Mangel an Kommunikation wissen die tibetischen Buddhisten nicht viel über die koreanischen Buddhisten und diese wissen nicht alles über den tibetischen Buddhismus. Tatsächlich kennen die meisten Koreaner nur einen Bruchteil des tibetischen Buddhismus und wir wissen überhaupt nichts über den koreanischen Buddhismus. So spüren wir beide, dass der aktive Austausch unseres Wissens und die Verbesserung der Beziehungen und des Verständnisses zwischen verschiedenen buddhistischen Traditionen unterschiedlicher Kulturen und verschiedener Länder oberste Priorität hat. Der große Meister Ji Kwan schien zuzustimmen, dass dies ein lahmgelegter Teil unserer Beziehung ist.

Der große Meister gab mir neben einigen anderen Geschenken die Prajna Paramita, mit Goldfarbe auf schwarzem Stein geschrieben. Ich war sehr gerührt, die Prajna Paramita von ihm zu erhalten, da dies die Herz-Essenz von Buddhas Lehren ist, und ich erfuhr auch, dass die Herz Sutra die Hauptpraxis der koreanisch buddhistischen Tradition ist. Obwohl ich dieses mal eine Menge Geschenke überall erhielt, ist diese Prajna Paramita des großen Meisters Ji Kwan für mich und meine Linie das kostbarste. Er lud mich ein, ihn wieder zu besuchen, damit wir mehr reden könnten. Ich werde seine Einladung unbedingt im Sinn und meinem Herzen behalten. Ich möchte all meinen südkoreanischen Freunden dafür danken, dieses verheißungsvolle Zusammentreffen arrangiert zu haben.Wir fühlten uns beide wie 2 sehr alte Freunde, die sich wieder treffen. Ich möchte im Namen der Pel Drukpa Linie und unserer Anhänger besonders Meister Deokjo dafür danken, dieses Treffen organisiert zu haben, da es zweifellos ein wichtiger Beginn für uns ist, mehr über den Jogye Orden zu erfahren und für sie, mehr über die Drukpa Linie zu lernen.

Ich schätze, spätestens jetzt fragen sich viele meiner Freunde und Schüler, was die Jogye Linie ist und welche Bedeutung sie im koreanischen Buddhismus hat. Der Jogye Orden ist die größte buddhistische Gruppierung mit 2.000 Tempeln, 15.000 Mönchen und Nonnen und ca. 8 Millionen Anhänger. Ihre offizielle englische Website ist www.koreanbuddhism.net und wer von euch mehr wissen möchte, kann dort leicht mehr über Jogye und seine Zen Praxis erfahren.

Der große Meister Ji Kwan fragte mich auch nach den verschiednen Farben der Hüte, die von den Meistern der verschiedenen tibetisch buddhistischen Schulen getragen werden. Er machte viel Aufhebens um gelben Hut, roten Hut, schwarzen Hut und erfragte, ob irgendjemand den weißen Hut tragen würde. Ich musste lachen und sagte „Warum nicht?“, deutete auf meinen Hut und sagte „ich trage den blauen Hut.“ Dann lachte er. Ich erklärte ihm, dass das meiste über diese verschiedenfarbigen Hüte und ihre teils lustigen Geschichten von ausländischen Medien und Schriftstellern gemacht wurde, die ihre einseitigen oder manipulierten Informationen von irgendwoher beziehen können, und dass es eine Menge Erfindungen und Verfälschungen gibt. Diese Leute wussten nichts über die Bedeutung der Hüte und die innere Verwirklichung der verschiedenen Linien. Daher konnten sie nur aufgrund der äußeren Erscheinung urteilen und nannten die verschiedenen Schulen nach Hutfarben, wie die Gelbhüte, Rothüte… Ich lese dies oft in bekannten Reisebüchern von „Lonely Planet“ und anderen. Manche schreiben unseren Liniennamen falsch als „Brukpa“ und aus unerfindlichen Gründen zitiert jeder dieses oder jenes Buch oder diesen oder jenen Schriftsteller, ohne uns „Hutträger“ je zu fragen, ob unsere Linien jemals nach den Hutfarben oder Robenfarben bekannt wurden, oder wie unsere Namen zustande kamen usw. Einige clevere Leute missbrauchen diese Falschinformation zu ihrem vollen Vorteil. Manchmal habe ich es satt, dies zu hören oder erklären zu müssen. Ich hatte eine Gruppe meiner Freunde und Schüler gebeten, an die verschiedenen Websites zu schreiben, wann immer sie auf solche Falschinformationen stoßen sollten, um dies zu korrigieren. Stattdessen wurden sie beleidigt, da sie keine Referenzen zu Büchern, Videos oder außenstehenden Informanten (für die Falschinformationen) gaben. Dies ist sehr unfair gegenüber den verschiedenen Linien und ihren Meistern. Dies wird tatsächlich zu der Degeneration der buddhistischen Linien führen. Für uns ist es wirklich respektlos, die verschiedenen Schulen nach der Farbe ihrer Hüte zu benennen. Ich war sehr froh, dass der große Meister Ji Kwan diese Information ernst genommen hat.

Irgendwie bewundere ich die koreanisch buddhistischen Meister, die kürzlich sehr mutig hervortraten, um die buddhistischen Traditionen und Lehren in Korea zu schützen. Ich denke, wir sollten alle harmonisch als eine große Familie zusammenleben, unabhängig von Religion oder buddhistischer Linie. Um die eigene spirituelle Tradition und Linie zu bewahren, müssen spirituelle Meister dies manchmal ansprechen und der Öffentlichkeit bewußt machen, da die meisten Leute naiv sind und leicht fehlgeleitet werden durch alles, was sie lesen oder hören, wenn sie kein klares Verständnis der ganzen Situation haben.

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Wo immer ich dieses mal in Südkorea auch war, überraschte es mich, zu sehen, dass fast alle Tempel eine sehr schöne und riesige Versammlungshalle, ein sehr gut geführtes Gästehaus, ein nettes Café, einen Souvenirladen, einen herrlichen Zen Garten zum Entspannen und auch einen riesigen Teich mit vielen großen und farbigen Fischen haben. Ich hatte nie die Gelegenheit, die Tempel in Südkorea gründlich zu besuchen. Tatsächlich ist dies das erste mal, dass ich die Tempel gründlich besichtigen und darin verweilen kann. Obwohl ich zu so vielen Orten reise, um mein kleines Wissen zu teilen, bleibe ich normal nicht in einem Tempel oder Kloster. Jetzt erfahre ich, dass fast alle koreanisch buddhistischen Tempel ein ähnliches Arrangement haben mit Fischteich, sehr riesigen und alten Bäumen und all diese Dinge. Derart wunderschöne Umgebung hilft der Meditation, da die äußere Umgebung sehr wichtig für die Meditation ist. Da die koreanisch buddhistische Tradition die Zen Meditation im Vordergrund hat, versteht man, warum die Tempel hier eine so großartige Atmosphäre zur Unterstützung der Meditation haben. Mir war nicht klar, dass ein Tempel all diese Annehmlichkeiten haben kann, daher bin ich sehr stolz, Druk Amitabha Mountain in einen Meditationsgarten mit all den obengenannten Annehmlichkeiten, so wie einen koreanisch buddhistischen Tempel, verwandeln zu können. Die, die zum 1. ADC kommen, werden es zu sehen bekommen. Natürlich ist Druk Amitabha Mountain nicht annähernd so schön, wie diese koreanisch buddhistischen Tempel, aber es wird bestimmt allmählich verbessert werden.

Zu Hause in Tibet gibt es in den Klöstern keine Tradition von Teichen, Meditationsgarten, Café und Souvenirladen. Derartiges hat uns nicht einmal geträumt. Wir meinen, diese Annehmlichkeiten zu haben wird uns unnötigerweise beschäftigen, und da wir praktizieren, meditieren und Pooja machen müssen, haben wir nicht die Zeit für all diese Annehmlichkeiten für unsere Entspannung. Aber es muss einfach sein, dies auch auf Druk Amitabha Mountain zu haben. Bevor ich hierher kam, dachte ich, ich hätte eine einzigartige Form, eine Klosterinstitution zu entwerfen: mit Fischteich, Meditationsgarten, japanischer Landschaft, westlichem Café mit köstlichen Desserts, Souvenirladen und jetzt auch noch eine medizinische Klinik. Jetzt merke ich, dass ich der größte Abkopierer bin. Ich muss diese Idee irgendwo abgeschaut haben, wer weiss! Aber wenn wir uns schon „egoistisch“ ausdrücken, sage ich mir: „wer ist hier der Abkopierer?“
Ich möchte Referend Seolo danken, die ich nach 24 Jahren jetzt wieder getroffen habe. Ich war besonders froh, dass sie so fließend tibetisch sprechen konnte und mir sehr gut übersetzen konnte. Da sie von der Pel Drukpa Linie kommt, der Linie echter Meditation und wahrhaftiger Yogis, war das Treffen mit ihr eines meiner Highlights dieser Reise. Ihre Anhänger, wie der so freundliche und nette örtliche Ex-Bürgermeister und seine Familie, kamen auch mit uns zum Mittagessen.

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Dieses mal spüre ich wirklich, dass ich nach Südkorea kam, um mich mit meinen Brüdern und Schwestern einer anderen buddhistischen Tradition wieder zu vereinigen. Viele erfreuliche Erinnerungen, Lachen, Inspirationen lassen hoffen auf die weitere Entwicklung und den Fortschritt unserer gemeinsamen spirituelen Linie, die von Buddha bis zu uns herunter übertragen wurde. Wir müssen uns alle gegenseitig ermutigen, echt unterstützen, ohne das die Anderen beeinflussende und konvertierende egoistische Selbst. Heute Nacht schreibe ich über diese sehr verheißungsvolle Reise mit großer Freude, die mein ganzes Herz erfüllt. Ohne Zweifel wird daraus eine für beide unserer buddhistischen Traditionen sehr nützliche Beziehung erwachsen, durch die wir uns gegenseitig mit Wissen, Erfahrung und Methoden bereichern und moralisch unterstützen können.

– The XII Gyalwang Drukpa in South Korea

www.drukpa.info

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