Motive der Vegetarier
Die Gründe für vegetarische Ernährung sind je nach Person und Kulturkreis verschieden. Ethisch argumentierende Vegetarier geben an, dass sie nicht möchten, dass ihretwegen Tiere leiden müssen und getötet werden. Auch tierrechtliche Überlegungen können eine Rolle spielen. Daneben steht die gesundheitliche Motivation derjenigen Vegetarier, die ihre Ernährungsweise für generell gesünder halten als die nichtvegetarische. Ein Teil der Vegetarier empfindet eine Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch. Auch ökologische Begründungen werden vorgebracht; so verweisen manche Vegetarier auf die Belastung der Umwelt durch Massentierhaltung und Anbau von Futtermitteln. Sie leiten daraus ab, dass die Fleischproduktion unverantwortlich, da ökologisch nachteiliger, sei als der Anbau von Pflanzen für die menschliche Ernährung. Ferner argumentieren sie, dass diese relativ ineffiziente Nahrungsmittelproduktion angesichts von Hungersnöten in der Dritten Welt unverantwortlich sei.
Abendmahlzeit eines japanischen Tempels
In einigen Religionen beziehungsweise religiösen Richtungen bestehen zudem Prinzipien und Ernährungsregeln, die den Vegetarismus fordern (Jainismus und einzelne Richtungen des Hinduismus) oder für seine Ausbreitung günstige Voraussetzungen schaffen (Buddhismus).
Ethische Aspekte
Ethisch motivierte Vegetarier wollen grundsätzlich nicht, dass ihretwegen Tiere getötet werden. Gemein ist den meisten ethischen Argumenten ein naturalistisches Moment, das aus gewissen für einen Rechtsbegriff angeblich relevanten homologen, d.h. evolutionär kontinuierlichen, Eigenschaften eine Widerspiegelung im Moral- beziehungsweise Rechtsverständnis fordert. Oft konstituieren Tierrechtsargumente so auch gleichzeitig eine moralphilosophische Herleitung für Menschenrechte. Aufgrund der naturwissenschaftlich angeblichen Unschärfe des Artbegriffs auf der Subjektebene, könne allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Art niemandem ein subjektives Recht zugeschrieben oder aberkannt werden. Dieser angebliche Fehlschluss wird als speziesistisch bezeichnet.
Im deutschsprachigen Raum waren vegetarische Strukturen in der Gründerzeit unter den Landreformern und im Zusammenhang mit biozentrischen Ideen zu finden. In den Anfängen des modernen Vegetarismus spielte die prinzipielle Ablehnung des Tötens eine wichtige Rolle, wobei zunächst vor allem argumentiert wurde, es fördere im Menschen die Neigung zur Grausamkeit. Im anglophonen Raum hingegen waren pathozentrisch-utilitaristische Ansätze führend und entsprechende Strukturen mehr unter elitären Strömungen der Linken wie in den Frauenbewegungen und Sufragetten verwurzelt. Eine relevante politische Kraft waren beide allenfalls sehr regional beschränkt.
Die Philosophien dieser frühen Ansätze unterscheiden sich von den modernen insofern, als zum einen die Forschung um die Geisteszustände von Tieren durch neue medizinische, bildgebende Verfahren einige Erkenntnisse gewonnen hat, andererseits das theoretische Umfeld der Tierrechte, die damals kaum explizit gefordert wurden, einen erheblichen Wandel erfahren hat.
Peter Singer
Klassischerweise wird in Peter Singers Buch Animal Liberation von 1975 eine Zäsur gesehen, in dem die Diskussion um den Veganismus eine neue Qualität gewonnen hat. Darin argumentiert er, es gebe keine moralische Rechtfertigung, das Leid eines Wesens, gleich welcher Natur es sei, nicht in Betracht zu ziehen. Spezielle „nichtmenschliche Tiere“ von diesem Gleichheitsprinzip auszuschließen sei so willkürlich, wie Menschen anderer Hautfarbe, Kultur, Religion oder Geschlecht auszunehmen.
Einige Vegetarier verweisen heute in erster Linie auf die geistigen Fähigkeiten mancher Arten, die mit nicht unerheblicher Intelligenz und Leidensfähigkeit ausgestattet sind und ein komplexes Sozialverhalten zeigen. Ein pathozentrischer Ansatz wird hauptsächlich von Tierschützern vertreten. Je nach Gewichtung der Relevanz einzelner herangezogener Präferenzen von Individuen kann so ein hinreichendes Argument für eine vegetarische Ernährung oder vegane Lebensweise folgen. Ein weiteres ethisches Motiv bildet das Bestreben, vermeidbares Leid, das mit der Schlachttierhaltung verbunden ist, durch Verzicht auf deren Produkte zu vermeiden. Dabei geht es um Vorgänge vor und während der Schlachtung und um eine nicht artgerechte Tierhaltung, vor allem die Massentierhaltung, die von der starken Nachfrage nach Fleisch gestützt werde. Der Philosoph Tom Regan schreibt gewissen Tieren einen inhärenten (naturgegebenen) Wert zu. Martin Balluch argumentiert auch für eine angeblich naturwissenschaftliche Kontinuität von Bewusstsein. Ausgehend von einer Kritik am Pathozentrismus fordert er gewisse Grundrechte, derer zugrundeliegenden Interessen Voraussetzung für alle weitergehenden Interessen seien. Eine hinreichende Voraussetzung für die Grundrechte sieht er im Bewusstsein gegeben